Apple-Keynote:"Immerhin trug er keinen schwarzen Rolli"

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Apples Marketing-Chef Phil Schiller musste seinen Chef Steve Jobs auf der MacWorld vertreten: Fans sind uneins: souveräner Auftritt oder Langeweile pur?

Mirjam Hauck

Eine an Höhepunkten arme Keynote markierte das Ende von Apples Beteiligung an der Macworld Expo in San Francisco. Statt Präsentationsgenie Steve Jobs kam "nur" Marketingchef Phil Schiller zur Abschiedsvorstellung.

Der Ersatz für Steve Jobs: Marketingchef Phil Schiller (Foto: Foto: AP)

In seiner Rede kündigte er vor allem Software-Neuheiten, ein neues Macbook Pro und als wichtigste Entscheidung das Ende des Kopierschutzes bei iTunes an. Von jetzt an können acht Millionen Songs ohne Kopierschutz gekauft werden, weitere zwei Millionen sollen bis zum Quartalsende folgen.

Dagegen hatten sich fast alle anderen Spekulationen im Vorfeld der Messe als falsch erwiesen: Das neue Betriebssystem Snow Leopard blieb unerwähnt, ebenso die in Internetforen kolportierten Updates der iMac-, Mac-Mini- oder iPhone-Familie.

"100 Mal so viele Besucher wie auf einer MacWorld"

Gänzlich unkommentiert ließ Schiller Steve Jobs Abwesenheit und dessen am Montag publik gewordene Krankheit. Das Ende der Apple-Beziehung zur Macworld Expo sprach der Marketingchef lediglich in einer kurzen Randbemerkung an: "3,4 Millionen Konsumenten besuchen unsere Apple-Stores jede Woche. Das sind 100 Mal so viele Besucher wie auf einer Macworld", sagte Schiller.

Für den emotionalsten Moment der Keynote sorgte nicht Phil Schiller, sondern der inzwischen 82-jährige Jazz-Sänger Tony Bennett am Ende des Vortrags. Er erhielt für seinen Auftritt die einzigen Standing Ovations während der Apple Keynote.

"Prima gemacht"

Da die Keynote traditionell auch auf Apple-Fan-Seiten im Internet gezeigt wird, sind hier nach dem Ende der Veranstaltung schon die ersten Stimmen zu finden. Die Fans sind uneins, wie sie den Abgang Steve Jobs und den Auftritt des Marketingchefs bewerten sollen. So schreibt ein User im Macintosh-Forum "Tolle Keynote. Ich finde, Phil Schiller hat es prima gemacht."

Ein anderer dagegen widerspricht: "Insgesamt fand ich die Keynote ernüchternd. Klar, viele nette iLife- und iWork-Funktionen, aber einen komplett überarbeiteten Mac Mini hätte ich mir schon gewünscht." Auch der Person Phil Schiller kann er nicht viel abgewinnen: "Er hat lange nicht das Charisma von Steve. Er war sehr aufgeregt, nervös und irgendwie hektisch."

Im Internetforum "Apfeltalk" sind die meisten User dagegen sehr angetan vom Auftritt des Marketingchefs: Ein "sehr netter Kerl" heißt es dort. Und die User kennen auch den Grund, warum der Apple-Chef nicht persönlich die Keynote bestritt: "Für die unwichtigen Softwareupdates und die Präsentation des überfälligen 17-Zoll-Macbook Pro braucht es wirklich keinen Steve Jobs. Eine extra Keynote dafür war übertrieben, diese Änderungen sind bestenfalls einen Newsletter wert", erkärt ein User. Hätte es tatsächlich eine wesentliche Neuerung gegeben, hätte sich Steve Jobs den Auftritt in San Francisco sicherlich nicht entgehen lassen.

Besonders positiv fiel einem User das eigenständige Outfit Phil Schillers auf, der auch hier auf eine bloße Kopie von Steve Jobs verzichtete: "Immerhin hat er keinen schwarzen Rolli an."

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