Amazon Kindle:Näher am iPod

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Amazon hat jetzt die zweite Version seines Lesegerätes vorgestellt. Im Gegensatz zum eckigen Vorgänger kann der neue Kindle wesentlich mehr.

Helmut Martin-Jung

Für treue Fans des amerikanischen Erfolgsautors Stephen King könnte dessen jüngstes Werk ein besonders teures Stück in der Sammlung werden. Die Erzählung "Ur" handelt nicht nur von einem elektronischen Buchlesegerät, das Zugang gewährt zu Parallelwelten. Die Geschichte ist auch lediglich gespeichert auf einem solchen Kästchen zu bekommen.

Wie beim Vorgänger, dem Ur-Kindle, werden auch beim neuen Gerät gebührenpflichtige Abonnements von Zeitungen oder Blogs angeboten. (Foto: Foto: AFP)

Das Gerät kostet 359 Dollar und wird ausschließlich in den USA verkauft. Die Erzählung ist Teil der Werbekampagne für die zweite Version des Lesegerätes Kindle, mit dem der Online-Händler Amazon vergangenes Jahr in den USA einen regelrechten Ansturm auf elektronische Bücher auslöste.

Wesentlich hübscher

Im Gegensatz zu seinem eckigen Vorgänger ist der neue Kindle wesentlich hübscher gestaltet, mit abgerundeten Ecken und einer Rückwand aus poliertem Metall. Das kommt der ursprünglich propagierten Idee eines iPods für Bücher schon näher. Der Bildschirm, flackerfrei und scharf dank elektronischer Tinte, misst in der Diagonale weiterhin 15 Zentimeter.

Er kann nun aber 16 Graustufen anzeigen statt bisher vier. Das macht sich vor allem bei der Darstellung von Bildern bemerkbar. Amazon hat dem Kindle außerdem mehr Speicherplatz spendiert. Auf den nun eingebauten zwei Gigabyte lassen sich bis zu 1500 Bücher ablegen. Geblieben ist der Funkchip, mit dem das Gerät über das Handy-Datennetz des US-Anbieters Sprint ständig neuen Lesestoff saugen kann, sofern man sich in Reichweite eines Senders befindet.

Mit dem Kindle lassen sich - ausschließlich über Amazons Internetseite - nicht nur Bücher herunterladen, die meisten davon für 9,99 Dollar. Über die Mobilfunkverbindung können auch Internetseiten abgerufen werden. Vernünftig dargestellt werden aber nur textlastige Seiten.

Wie beim Vorgänger, dem Ur-Kindle, werden auch beim neuen Gerät gebührenpflichtige Abonnements von Zeitungen oder Blogs angeboten. Gebühren für die Datenverbindung über das Handynetz fallen keine mehr an, sie sind mit dem Kaufpreis abgegolten.

Neu beim zweiten Kindle ist eine Funktion, mit der sich Lesegeräte untereinander synchronisieren lassen - Amazons Antwort auf die Frage, wie man im Zeitalter der E-Bücher einem Freund ein Buch leihen kann. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, sich Texte von einer Computerstimme vorlesen zu lassen. Erste Tester empfanden die Wiedergabe aber als reichlich mechanisch und mit einem echten Hörbuch nicht zu vergleichen.

Elektronischer Buchvertrieb

Das Lesegerät wird weiterhin nur in den USA ausgeliefert. Amazon macht keinerlei Angaben dazu, wann es auch in anderen Ländern zu haben sein wird, kündigt aber an, man überlege, den elektronischen Buchvertrieb auch auf Mobiltelefone mit größerem Bildschirm auszudehnen, darunter auch Apples iPhone.

Wichtigster Konkurrent von Amazon bei Lesegeräten ist derzeit Sony. Der japanische Konzern hat vor kurzem ein Gerät auch für den deutschen Markt vorgestellt, das vom 11. März an für rund 400 Euro erhältlich sein wird. Die Firma Paper Logic, deren Gerät in Dresden gefertigt wird, hat hingegen angekündigt, wegen der Wirtschaftskrise erst Anfang nächsten Jahres auf den Markt zu kommen. Dafür seien bereits einige Kooperationen mit Inhalteanbietern geschlossen worden.

© SZ vom 11.02.2009/mri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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