Rückblick "Blattmacher"-Wettbewerb 2018/2019:Als das Leben noch unbeschwert war

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Haimhauser Grundschüler basteln Kulissen aus unbedrucktem Zeitungspapier. (Foto: www.flickr.com/gudera-pictures)

Die Sieger des vergangenen Blattmacher-Wettbewerbs konnten ihr Belohnungsprogramm noch gemeinsam genießen.

Von Anna Günther

Die Welt war eine andere im Dezember 2019. Als kurz vor Weihnachten die Sieger der Blattmacher-Kategorie Förderschulen 2018/2019 aus Bad Windsheim nach München aufbrachen, um dort ihr Belohnungsprogramm zu absolvieren, dachten die meisten Schüler wohl an ihre Wunschliste und die Geschenke unterm Christbaum - und die Erwachsenen an den üblichen Vorweihnachtsstress. Das Team von Franzi, der Redaktion der Franziskus-Schule, lernte München in einer eigenen Stadtführung kennen, einige der Schüler waren zum ersten Mal in der Landeshauptstadt. Zudem besuchten sie auch die Redaktion, Kantine und Druckerei der Süddeutschen Zeitung. Aufregende Zeiten für die Förderschüler.

Wie aufregend sie noch werden, war dagegen niemandem klar. Erste Nachrichten von einer neuen Krankheit aus China erreichten Anfang Januar Deutschland und blieben für viele wohl eher Randnotiz. Wie Corona den Alltag veränderte, lässt sich für Vertreter der Nemetschek Stiftung und SZ-Redakteure auch anhand dieser Workshops für den "Club der Besten" nachvollziehen. Die Erstplatzierten jeder Blattmacher-Wettbewerbsrunde bekommen zusätzlich zu ihrem Preisgeld von Nemetschek Stiftung und SZ auch noch eine besondere Belohnung, einen maßgeschneiderten Tag. Dafür müssen die Sieger aber ein Jahr Pause machen und dürfen erst danach wieder mitmachen. So sollen auch andere Redaktionen die Chance auf einen Platz an der Spitze bekommen.

Die Förderschüler aus Bad Windsheim wünschten sich den Ausflug in die Landeshauptstadt. Die Redaktion von Der kleine Hai, Sieger der Kategorie Grundschulen, erlebte Mitte Januar, wenige Tage nach den ersten Nachrichten aus Wuhan, in ihrer Schule in Haimhausen noch einen völlig unbeschwerten Tag mit dem Theaterpädagogen Jörg Hundsdorfer. Die Mädchen und Buben der Redaktion bastelten mit mannshohen, wuchtigen Rollen aus unbedrucktem Zeitungspapier, auf das sonst die Süddeutsche Zeitung gedruckt wird. Die Schüler schufen daraus Kostüme und Kulissen, und dachten sich kleine Theater-Stückchen aus. Masken trug niemand, Corona kannte man höchstens als Biermarke.

Im Trainer-Team begann mancher mit der Desinfektion von Flächen und Händen

Kurz vor den Workshoptagen für die weiterführenden Schulen Anfang März, war Corona schon präsenter. Aber das Virus schien noch immer weit weg zu sein, Einzelfälle. Mehr nicht. Die ersten Fälle waren Ende Januar bei einer Firma im Großraum München aufgetreten, Mitarbeiter hatten sich bei einer chinesischen Kollegin angesteckt. Sie wurden im Krankenhaus behandelt und wieder entlassen. Dann kamen die Faschingsferien. Am Montag danach wirkte die Stimmung im Regensburger Von-Müller-Gymnasium so wie an jeder Schule am ersten Schultag: Schüler liefen plaudernd durch die Gänge, manche quirlig Geschichten aus dem Urlaub erzählend, andere eher müde und mittelmotiviert. Nur der Schulleiter wirkte etwas nervös. Ein Schüler sei Skifahren gewesen, soll sich infiziert haben, war aber daheim geblieben. Zum Glück. Die Begrüßung fiel herzlich, aber knapp aus, der Schulleiter eilte zurück zum Telefon. Die Redaktion des Blickkontakts, ihre Mitschüler und die Dozenten ließen sich davon nicht beeindrucken. Die Workshops konnten beginnen.

Realschüler in Kempten erstellen mit dem Tablet Trickfilme. (Foto: ANGU)

Jeder Schüler hatte zwei Seminare aus vier Angeboten ausgesucht: SZ-Bayernchef Sebastian Beck diskutierte mit Jugendlichen über Journalismus und Ethik, Theaterpädagoge Hundsdorfer über Debattenkultur und Vorurteile. Bei der Medienpädagogin Annette Hartmann lernten Schüler, mit dem Tablet Trickfilme zu erstellen. Junge Dozenten des SV Bildungswerks sprachen mit den Jugendlichen über Nachhaltigkeit und Kampagnenkultur. Die Redaktion bekam am Nachmittag zudem noch einen eigenen Kurs. Von Regensburg aus fuhren SZ-Redakteure, Trainer und das Stiftungsteam - Programmleiterin Silke Zimmermann und Hannah Sommer - ins Allgäu zur Kemptener Realschule an der Salzstraße und dem Team von Penn(h)ouse. Von dort aus ging es nach Schrobenhausen zu The Sommer Time(s) an die Michael-Sommer-Mittelschule und schließlich an die Berufliche Oberschule Erding zum Team von Wortwechsel. In den vier Schulen war es stets etwas anders und doch sehr ähnlich: Viele Schüler waren voll dabei, manche ließen sich berieseln. Typisch Schule halt.

Aber Corona wurde mit jedem Tag präsenter, die Infektionen unter den Ferienrückkehrern stiegen. Im Trainer-Team begann mancher mit der Desinfektion von Flächen und Händen, sicher ist sicher. Vorgeschrieben war das noch nicht. Die vier Workshoptage in der ersten Schulwoche nach den Faschingsferien verliefen nach Plan. Glück gehabt, denn eine Woche später folgte die Nachricht, die Schule bis jetzt drastisch verändert: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gab am 13. März bekannt, dass die Schulen schließen. Lockdown Nummer eins begann.

Und wie sieht es mit den Workshops für die Blattmacher-Sieger 2019/2020 aus? Wenn uns das zurückliegende Schuljahr etwas gelehrt hat, dann das: mehrere Pläne parallel laufen zu lassen. Auf welche Idee es schlussendlich hinausläuft, ist abhängig von Infektionsgeschehen und Virus-Mutanten. Aber sicher ist schon jetzt: SZ und Nemetschek Stiftung werden auch in diesem neuen Corona-Wettbewerbs-Jahr wieder ganz besondere Belohnungen für die allerbesten Blattmacher-Redaktionen haben.

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