Schülerzeitung in der Pandemie:Liebe trotzt Virus

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Liebe als Thema für die Schülerzeitung - ein weites Feld. Zu weit für manche Redaktionsmitglieder? (Foto: Gudrun Krebs/Imago)

Der "Camerjäger" hatte sich das Thema Liebe ausgesucht. Dann kam Corona. Das Heft wurde trotzdem ein Erfolg - und landete auf dem ersten Platz des "Blattmacher"-Wettbewerbs.

Von Constanze Bauer und Verena Bauer

Von Geschwisterliebe über die Hassliebe zum Cello bis hin zu einem Gespräch mit den Gründerinnen der Gay-Straight-Alliance: In der Ausgabe des Camerjägers, mit der wir auf dem ersten Platz des Blattmacher-Wettbewerbs gelandet sind, dreht sich alles um Liebe. Unser Anspruch war von Anfang an, das Thema von vielen Seiten zu beleuchten.

Die Idee hatten zwei Redakteurinnen der Mittelstufe. Wir trafen uns zu Beginn des neuen Schuljahres 2019/2020, um das Rahmenthema für unser neues Heft festzulegen. Dazu schreiben wir immer jeden Einfall auf eine Tafel und machen ein Brainstorming, bis eine ziemlich chaotische Ansammlung von Ideen zu sehen ist. Dann tauschen wir uns über die Vorschläge aus, bis nur noch wenige Stichpunkte an der Tafel stehen; über die wird demokratisch abgestimmt. Als Sieger stellte sich diesmal relativ knapp die Liebe heraus. Allerdings fanden manche das Thema ein wenig problematisch. Also diskutierten wir darüber. Hauptargument der Zweifler war, dass es zu schwierig für die jüngeren Redaktionsmitglieder sei, was sich im Nachhinein als falsch erwies.

Das Thema Liebe ist ja sehr facettenreich und umfasst mehr als die Liebe zwischen zwei Menschen, sodass sich schließlich jeder mit mindestens einem Aspekt identifizieren und eine Idee für einen Artikel finden konnte. In den folgenden Redaktionssitzungen - immer Donnerstagnachmittag - besprachen wir die ersten Textideen, schon bald darauf vereinbarten wir Termine für Interviews und Reportagen. Einige Themen ergaben sich auch während der Arbeit am Heft; viele Ideen entstehen erst, je intensiver wir uns mit einem Thema beschäftigen. Glücklicherweise kamen wir schnell voran. Als es im März zum Lockdown kam, hatten wir schon genug Interviews geführt, Reportagen und andere Texte geschrieben und Fotos gemacht, sodass in dieser Hinsicht die Corona-bedingten Einschränkungen kein Problem darstellten.

Der Digitalisierungsschub des ersten Lockdowns hilft nun bei der Produktion des neuen Hefts

Wie immer gaben wir Zeichnungen in Auftrag. Sie wurden teils von Redaktionsmitgliedern, teils von anderen Schülern unseres musischen Gymnasiums angefertigt - einige hatten so auch eine kreative Beschäftigung für die Zeit daheim. Offiziell waren Wahlkurse wie unsere Schülerzeitung während der Schulschließung zwar ausgesetzt, aber wir wollten unser Heft unbedingt druckfertig machen. Zum Glück sahen das auch unsere beiden Betreuungslehrerinnen so. Wir arbeiteten also einfach alle weiter. Uns war schnell klar, dass die Corona-Pandemie über Monate hinweg alles dominieren würde. Einen Moment lang haben wir deshalb sogar überlegt, das Thema zu wechseln. Wir waren uns aber alle einig, dass die Liebe größer ist als ein Virus - und dass sich unsere Mitschüler gerade in diesen schwierigen Zeiten freuen würden, mit unserem Heft auf andere Gedanken zu kommen.

Die schwierigeste Phase für unsere Redaktion begann, als wir alle Texte und Bilder beisammen hatten und es Zeit wurde, mit dem Layouten zu beginnen. Normalerweise layoutet jeder Redakteur seinen eigenen Text an unserem Schülerzeitungslaptop. Ein Team aus erfahrenen Redakteuren hilft dabei ebenso wie unsere Layout-Betreuungslehrerin, die am Ende alles noch einmal anpasst. Aufgrund von Corona war das aber dieses Mal nicht möglich, da wir uns ja nicht treffen durften. Also nahm Constanze, eine unserer beiden Chefredakteurinnen, die schon mehr Layout-Erfahrung hatte, den Laptop mit nach Hause und arbeitete dort am Look.

An ein Gruppenfoto der Redaktion war im Corona-Frühjahr nicht zu denken, also gestaltete die "Camerjäger"-Redaktion eine blatthohe Selfie-Collage aller Nachwuchsjournalisten und ihrer Lehrerinnen. (Foto: Camerjäger)

Um mit der gesamten Redaktion in Kontakt zu bleiben, hielten wir regelmäßig Videokonferenzen mit unseren beiden Betreuungslehrerinnen ab, mit denen wir, wie sonst auch, ständig per E-Mail und Telefon Kontakt hatten. Außerdem richteten wir auf der Lernplattform Mebis einen Kanal für unsere Schülerzeitung ein, in dem alle ihre Texte und Fotos hochluden. Mit dem Ende des Lockdowns wurde die Arbeit leichter. Mehrere Redakteure lasen die als PDF-Datei auf Mebis eingestellte Zeitschrift mit unserer Betreuungslehrerin Korrektur. So erlebten auch wir als Redaktion einen Digitalisierungsschub, der uns jetzt sehr hilft: Das neue Heft entsteht leider wieder in einem Corona-bedingten Lockdown.

Einen Großteil der Druckkosten finanzieren wir jedes Jahr mit Werbeanzeigen. Im Vergleich zu den letzten Jahren dauerte es diesmal länger, bis wir hierfür genug Geld beisammen hatten. Vielleicht lag das an der allgemeinen Verunsicherung angesichts der Corona-Pandemie. Glücklicherweise ließen uns unsere Anzeigenkunden nicht im Stich, im Gegenteil: Einige waren sogar noch großzügiger als sonst und die Einnahmen reichten am Ende doch.

So schafften wir es trotz Corona und aller Schwierigkeiten für uns als Schülerzeitungsredaktion, ein wirklich dickes und, wie wir finden, abwechslungsreiches Heft zu kreieren. Im Herbst wurde es zum Verkaufsschlager an unserer Schule.

Constanze Bauer und Verena Bauer sind Chefredakteurinnen des Camerjägers des Camerloher-Gymnasiums Freising.

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