Lehre und Forschung:Wettlauf der Besten

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Seit 2012 im Elite-Kreis: die Berliner Humboldt-Universität. (Foto: Wolfram Steinberg/dpa)

Die Exzellenzstrategie beschert Universitäten Ruhm - und langfristige Gelder. Ein Vorentscheid hat soeben die Weichen gestellt.

Von Jan-Martin Wiarda

Bundestagswahl, war da was? Wer in den letzten Wochen mit Hochschulrektoren über bevorstehende Ereignisse sprach, landete nach ein paar Sätzen bei einem anderen Datum. Der Tag, dem sie entgegenfieberten, war der vergangene Freitag: Da verkündete die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), welche Universitäten noch im Rennen sind um einen der begehrten 45 bis 50 Exzellenzcluster. Und während im übrigen Deutschland die Chancen einer Jamaika-Koalition diskutiert werden, wägen sie an den Unis nun ab, wer mit wem in die nächste Bewerbungsrunde gehen soll.

Vor anderthalb Jahren hatten Bund und Länder die Neuauflage der seit 2005 laufenden Exzellenzinitiative beschlossen, die der Alltagssprache das Wort Eliteuni bescherte. Offiziell heißen die elf Sieger der vergangenen Runde zwar "Exzellenzuniversitäten", doch das halb spöttisch, halb ernst gemeinte "Elite" zeigt, wozu der Wettbewerb gestartet wurde: um Bewegung und Ehrgeiz in die vermeintlich erstarrte Hochschullandschaft zu bringen.

Das mit dem Ehrgeiz ist den Politikern gelungen. Überall im Land wurde im vergangenen Jahrzehnt an Clustern geschmiedet, an Großprojekten Dutzender Forscher und häufig mehrerer Unis und Forschungseinrichtungen. Projekte, die auch diesmal antragsgerecht mit griffigen Überschriften versehen wurden. "NeuroCure" etwa, "Gleichgewicht im Mikrokosmos" oder "Adaptives Verhalten". Und weil die Sache mit dem Wettbewerb so gut lief, haben Bund und Länder im vergangenen Jahr aus der ursprünglich auf zwei, drei Runden angelegten Initiative eine Dauereinrichtung namens "Exzellenzstrategie" gemacht.

Dabei ging es am Freitag nicht einmal um Zuschläge für diese oder jene Projekte. Die Gutachter bestimmten nur, welche der 195 Bewerber überhaupt für einen vollen Antrag zugelassen werden. Schon diese Vorauswahl war das hochschulpolitische Ereignis des Jahres. Nicht nur, weil bewilligte Exzellenzcluster für die nächsten sieben Jahren bis zu zehn Millionen Euro jährlich bekommen. Sondern weil mindestens zwei erfolgreiche Cluster in der neuen "ExStra" nötig sind, damit sich eine Universität mit ihrer Strategie zusätzlich um den Titel "Exzellenzuniversität" bewerben darf. Der bringt nämlich weitere bis zu 15 Millionen im Jahr - und den begehrten Glanz.

Am Freitag herrschte mancherorts Bitterkeit, anderswo große Freude. So darf die bisherige Exzellenzuni Bremen nur ein Cluster beantragen, die Uni Bonn hat dagegen noch sieben Projekte im Rennen. Kleinere Unis wie Konstanz oder Kiel trumpften auf, einige große wie die Frankfurter Goethe-Universität enttäuschten.

Die Konsequenz könnten neue Bündnisse sein. Laut Regelwerk dürfen sich nämlich auch zwei oder drei Hochschulen zusammen um den Exzellenztitel bewerben und brauchen dafür nur drei erfolgreiche Cluster. Aber: Gutachter könnten Zweckehen argwöhnen. Allein die Berliner Universitäten, die mit neun Vollanträgen gut im Rennen liegen, gelten noch als heißer Verbundkandidat - sie hatten ihre Absicht, gemeinsam "Exzellenzuniversitäten" zu werden, vor über einem Jahr verkündet.

Das nächste Fieber ist auf September 2018 terminiert: Da werden die Cluster ausgezeichnet. Die Krönung der Exzellenzunis folgt erst 2019.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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