Potsdam:Zentralrat der Juden vermisst Neuanfang an Rabbinerschule

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Das Gebäude der Rabbinerschule Abraham Geiger Kolleg in Potsdam. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

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Potsdam/Berlin (dpa/bb) - Der Zentralrat der Juden in Deutschland sieht noch keinen echten Neuanfang an der Potsdamer Rabbinerschule Abraham Geiger Kolleg nach den Vorwürfen sexualisierter Belästigung und Machtmissbrauchs. Zentralratspräsident Josef Schuster kritisierte am Mittwoch, dass die Union progressiver Juden die Neustrukturierung gestalten soll. Aus Schusters Sicht ist die UpJ zu eng mit dem langjährigen Rektor des Geiger Kollegs, Walter Homolka, verbunden.

Der Zentralrat der Juden hatte vorige Woche Ergebnisse der Untersuchung einer Anwaltskanzlei veröffentlicht. Darin sieht er schwere Vorwürfe gegen Homolka bestätigt. Es geht im Wesentlichen um Vorwürfe des Machtmissbrauchs. Homolka bestreitet die Anschuldigungen. Er war Gründer und Rektor des Rabbinerkollegs sowie Vizedirektor der School of Jewish Theology an der Universität Potsdam, die mit dem Kolleg zusammenarbeitet. Aus der Leitung des Geiger Kollegs hat sich Homolka zurückgezogen. Er gab auch das Amt als Vorsitzender der UpJ ab.

Seine Nachfolgerin an der Spitze der Union progressiver Juden, Irith Michelsohn, hatte am Dienstag mitgeteilt: „Wir werden die bisherigen Neustrukturierungspläne, die noch in vielen Bereichen konkret zu erarbeiten sind, gemeinsam mit Gabriele Thöne, der bisherigen Interimsdirektorin, weiterentwickeln.“ Nach Homolkas Rückzug vom Rabbinerseminar anzugehören sei der Weg frei für eine zeitnahe Neuordnung durch die UpJ. Schuster meinte hingegen „mit alten Gefolgsleuten Homolkas“ sei kein Neuanfang am Kolleg möglich.

Im Mai waren Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der sexualisierten Belästigung an dem Kolleg in einem Bericht der „Welt“ öffentlich geworden. Die Uni Potsdam kam in einer eigenen Überprüfung zu dem Schluss, dass sich der Vorwurf von Machtmissbrauch am Institut für Jüdische Theologie bestätigt habe, nicht aber der Vorwurf der Duldung sexualisierter Belästigung.

© dpa-infocom, dpa:221214-99-899889/2

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