Fragebogen "Alte Schule":Sahra Wagenknecht

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Zur Sekretärin bestimmt, dachte Vater Staat. Von wegen. Die spätere Politikerin hatte schon als Schülerin in Ost-Berlin ihren eigenen Kopf.

Erste Reihe oder letzte Bank?

Immer vorn. Aber nicht, weil ich vom Lehrer gesehen werden wollte, sondern weil ich schon als Kind kurzsichtig war und es zu meinem Kummer noch keine Kontaktlinsen gab.

Influencer oder Follower?

Weder noch. Eher Einzelgängerin.

Mein Hobby in der Pause?

In meiner Punkzeit: Abhängen in der Schulhofecke und über Lehrer lästern. Später: Mit dem neuen Walkman klassische Musik hören und mich wegträumen.

Meine größte Stunde?

Das Abitur. Endlich geschafft, endlich studieren - so dachte ich, aber statt Studium sollte ich in der DDR Sekretärin werden.

Das würde ich gern vergessen:

Einen bösen Streich, den ich einem äußerlich benachteiligten Mitschüler gespielt und für den ich mich dann wirklich geschämt habe.

Ein Denkmal gebührt ...

... meinen Lehrern, die Aufsätze in meiner unleserlichen Handschrift lesen mussten.

Lernen ist ...

... für mich lebensnotwendig und unendlich spannend.

Noten sind ...

... eine wichtige Orientierung. Vor allem für einen selbst: damit man einschätzen kann, wo man steht.

Schule müsste ...

... auch wenn es langweilig klingt: zunächst einmal die elementaren Grundfertigkeiten Lesen, Rechnen und Schreiben vermitteln. Auch den Schülern, die kein Abi machen. Außerdem sollte sie Wissbegierde wecken, Kenntnisse vermitteln, Kreativität und Talente fördern.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... all denen, die ich mit meinem Eigensinn und meiner Sturheit manchmal zur Verzweiflung getrieben habe.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... niemand. Klar gab es Mitschüler, die mich geärgert, und Lehrer, die mir mit negativen Beurteilungen zunächst die altsprachliche Oberschule, dann fast das Abitur und schließlich den Zugang zum Studium verbaut haben. Aber letztlich bin ich ja trotzdem meinen Weg gegangen.

Zur Schule hat jeder was zu sagen. War ja jeder da. Deshalb gibt es einmal die Woche "Alte Schule".

© SZ vom 20.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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