Fragebogen "Alte Schule":Mariette Rissenbeek

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Mariette Rissenbeek bildet gemeinsam mit Carlo Chatrian das neue Leitungsduo der Berlinale. Sie managt die Geschäfte, er das Künstlerische. Die Niederländerin, Jahrgang 1956, ist Filmproduzentin in Deutschland und hat deutsche Filme im Ausland vermarktet. "Ihre" erste Berlinale beginnt diesen Donnerstag. (Foto: Alexander Janetzko/Berlinale)

Die Co-Chefin der Berlinale ging in den Niederlanden zur Schule. Für die SZ erinnert sie sich an Liebesbriefe, Macbeth und einen Baseball-Schläger.

Erste Reihe oder letzte Bank?

Gern am Fenster, während der Gesangsstunde leider im Flur.

Influencer oder Follower?

Ich bin immer gern meiner Klassenkameradin Anja gefolgt, da sie zwei Pferde hatte und ich eins reiten durfte.

Mein Hobby in der Pause?

Ich bin in einer Kleinstadt zur Schule gegangen, da gab's wenig Ablenkung in den Pausen. Ich habe den älteren Bruder eines Mitschülers angehimmelt und heimlich Liebesbriefe geschrieben, die er für mich überbracht hat.

Meine größte Stunde?

Meine Auftritte mit der Theatergruppe. Vor allem die Stücke mit historischen Kostümen haben mir riesig Spaß gemacht. Wir haben die Stücke oft vereinfacht, aber Klassiker durchaus auch durchgespielt. Macbeth ist mir in Erinnerung geblieben, wahrscheinlich weil es so blutig war.

Das würde ich gern vergessen:

Diese Baseballstunde im Sportunterricht: Ich hob den Baseballschläger hoch nach hinten und schlug statt gegen den Ball gegen den Kopf der Sportlehrerin, die sich unbemerkt hinter mich gestellt hatte, um meine Haltung zu korrigieren. Sie nahm's sportlich, war aber sichtlich benommen.

Ein Denkmal gebührt ...

... meinem Niederländischlehrer Joop de Wit, der mich sehr darin bestärkt hat, eigene Texte zu schreiben und meinen eigenen Weg zu gehen.

Lernen ist ...

... für mich immer eine Anregung, Neues zu entdecken, auf neue Gedanken zu kommen, neue Ideen zu entwickeln. Das hört nie auf.

Noten sind ...

... meinem Vater sehr wichtig gewesen, aber ich konnte seine Einschätzung meiner Leistung nicht mit meiner eigenen Einschätzung in Einklang bringen. Seitdem halte ich Noten für ein vielleicht notwendiges, aber unvollständiges Beurteilungssystem.

Schule müsste ...

... früh verschiedene Disziplinen miteinander verbinden, weniger eng in Kästchen denken und großen Wert darauf legen, dem Individuum ausreichend Entfaltungschancen zu bieten.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... meinem Physiklehrer. Ich habe mich über seine Art lustig gemacht, dabei war er ein engagierter, einfach sehr fantasievoller Mensch.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... die Gesangslehrerin, die mich der Klasse verwiesen hat, weil ich den Ton nicht halten konnte. Seitdem singe ich nicht mehr.

Zur Schule hat jeder was zu sagen. War ja jeder da. Deshalb gibt es einmal die Woche "Alte Schule".

© SZ vom 17.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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