Coole Hexe:Professor McGonagall

(Foto: imago)

Von Edeltraud Rattenhuber

Im Reich der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei haben die meisten Lehrer eine Macke. Sie wirken wie Ausgeburten des britischen Internatssystems, das neben vielen positiven Eigenschaften auch die Exzentrik fördert, wie wir nicht erst seit dem Auftauchen des neuen britischen Premiers Boris Johnson wissen. Für Minerva McGonagall gilt dies nicht. Sie ist das Gegenteil einer Exzentrikerin - eher Theresa May als BoJo. Die Lehrerin im Fach Verwandlung und stellvertretende Schulleiterin war schon als Schülerin auf dem Zauberinternat und steht während der sieben Bände der erfolgreichen "Harry Potter"-Reihe immer auf der richtigen - also auf Harrys - Seite. Dennoch hätten wir als Schüler die alte McGonagall meistens gehasst. Nun gut, sie ist eine Animaga und kann sich in eine Katze verwandeln (natürlich mit Brille). Aber sechs Bände lang ist sie vor allem Mahnerin, Prinzipienreiterin, treue Dienerin der Sache - und erfüllt das Klischee der altjüngferlichen Gouvernante, ohne das kaum ein Internatsroman auskommt. Was wirklich in ihr steckt, darf sie erst im letzten Buch zeigen. Da führt sie die Schlacht um Hogwarts an. Auf den Befehl "Piertotum Locomotor" erscheint eine Armee riesiger Statuen in Ritterrüstung zur Verteidigung der Schule. Verschämt gesteht McGonagall der Mutter von Harrys Freund Ron, Molly Weasly: "Diesen Zauber wollte ich schon immer einmal anwenden." Für diese späte Offenbarung lieben wir McGonagall, am Ende ist sie eben doch eine coole Hexe. Sie stand immer in zweiter Reihe, nun ist sie ein Survivor - was man von Theresa May trotz aller Dienstfertigkeit nicht behaupten kann.

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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