Bildung:Ministerium gegen Pflichtjahr in der Kita

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Jacken und Rucksäcke hängen in einer Kita im Flur. (Foto: Caroline Seidel/dpa/Symbolbild)

Sollten Kinder mit Sprachförderbedarf zumindest ein Jahr in die Kita gehen müssen? Niedersachsens Landesregierung sieht einen entsprechenden Vorschlag aus Schleswig-Holstein skeptisch.

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Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Kultusministerium lehnt ein verpflichtendes Kita-Jahr vor der Grundschule für Kinder mit Sprachdefiziten ab. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte ein solches Modell Anfang der Woche vorgeschlagen. Das Ministerium in Hannover bezeichnete den Vorstoß allerdings als nicht zielführend für die Förderung von Kindern mit Schwierigkeiten in der sprachlichen Entwicklung.

„Diskussionen darüber, welche Kinder in die Kita müssen und welche dürfen, lenken von dem eigentlichen Ziel ab. Das widerspricht dem Inklusionsgedanken, ist zudem praktisch schwer umsetzbar und zweifelhaft ob der Wirksamkeit“, sagte ein Sprecher von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD).

Schleswig-Holsteins Ministerin Prien, die auch Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist, hatte erklärt, spätestens mit viereinhalb Jahren müsse der Sprachstand eines Kindes überprüft werden. Wer dabei nicht gut abschneide, müsse zumindest das letzte Kita-Jahr absolvieren. Dabei gehe es nicht nur um Flüchtlinge und Kinder mit Migrationshintergrund, bei diesen sei der Trend zum Sprachförderbedarf aber besonders stark.

In Niedersachsen besuchen dem Ministerium zufolge im Jahr vor der Einschulung „fast alle Kinder“ eine Kindertageseinrichtung. Wer nicht zur Kita gehe und Sprachdefizite habe, müsse zudem schulische Sprachförderangebote wahrnehmen. „Es gibt also bereits ein enges Netz an Sprachförderung“, sagte der Sprecher, der auch daran erinnerte, dass mit der Abschaffung der Kindergartengebühren eine finanzielle Hürde für die Betreuung landesweit aus dem Weg geräumt worden sei.

Der Schlüssel für die Sprachförderung ist nach Ansicht des Ministeriums die Ausstattung der Kitas mit genügend Fachkräften. Allerdings seien nicht nur die Bildungseinrichtungen in der Verantwortung. „Auch die Eltern sind hier maßgeblich gefordert“, sagte der Sprecher. Dazu gehörten „insbesondere die Themen Vorlesen und kritischer Medienkonsum“.

Die Kita-Elternvertretung erklärte, eine Pflicht wäre Papierverschwendung, weil das Problem angesichts einer sehr hohen Quote an Kita-Kindern in Niedersachsen gar nicht bestehe. Wichtiger wäre stattdessen, anders als während der Corona-Pandemie, die Pflicht für Schuleingangsuntersuchungen wieder überall einzuhalten, sagte die Vorsitzende Christine Heymann-Splinter. Mögliche Defizite könnten dann wieder rechtzeitiger erkannt werden als zuletzt.

© dpa-infocom, dpa:221027-99-278485/3

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