Alte Schule:Doris Dörrie

Lesezeit: 1 min

Doris Dörrie, geboren 1955 in Hannover, studierte nach dem Abitur Theater und Schauspiel in Kalifornien und New York. Sie führte bei zahlreichen Filmen Regie (u.a. "Männer", 1985, "Kirschblüten - Hanami", 2007). Parallel zu ihrer Filmarbeit schreibt sie Kurzgeschichten, Romane und Kinderbücher und unterrichtet "Creative Writing" an der Filmhochschule München. Ihr neuestes Buch "Leben, Schreiben, Atmen. Eine Einladung zum Schreiben" ist im September erschienen. (Foto: Constantin Film Verleih/Dieter Mayr)

Meine größte Stunde? "Im Griechisch-Unterricht vor Langweile aus dem Fenster gesprungen zu sein." Die Filmemacherin und Autorin im SZ-Fragebogen.

Erste Reihe oder letzte Bank?

Immer letzte, aber oft strafversetzt in die erste. Ich bekam Verweise, die mein Vater immer unterschrieben hat mit "dein dich liebender Vater".

Influencer oder Follower?

Never a follower. Immer nur meinem Instinkt für Quatsch gefolgt - und den coolsten Jungs natürlich.

Mein Hobby in der Pause?

Meine mitgebrachte trockene Semmel verschlingen und den Namen des jeweils Angebeteten klaftertief in den Tisch ritzen.

Meine größte Stunde?

Im Griechisch-Unterricht vor Langweile aus dem Fenster gesprungen zu sein. War der erste Stock.

Das würde ich gern vergessen:

Unsere grausame Verachtung Schülerinnen gegenüber, die nicht so schlau und hübsch waren, wie wir glaubten zu sein.

Ein Denkmal gebührt ...

... Frau Mügge, die mir Lesen beigebracht hat, Frau Müller, die mich zum Vorlesewettbewerb angemeldet hat, Frau Dr. Büchsel, die mir Marie Luise Kaschnitz, Max Frisch, Ingeborg Bachmann zu lesen gegeben hat.

Lernen ist ...

... wenn es gut unterrichtet wird, aufregend, inspirierend, wunderbar. Zu spüren, wie das eigene Gehirn etwas aufsaugt und kapiert, ist grandios.

Noten sind ...

... nicht so wichtig, wie sie genommen werden. Manchmal können sie Ansporn sein, oft entmutigen sie aber nur nachhaltig.

Schule müsste ...

... ermuntern, an die eigene Kraft zu glauben. Lernen aufregend machen. Sie müsste Kreativität nicht nur unterstützen, sondern lehren, Musik, Kunst und freiem Schreiben mehr Platz geben, sie müsste in unser aller Interesse viel besser finanziert werden.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... Lehrern und Lehrerinnen, über deren Handicap wir uns erbarmungslos lustig gemacht haben. Eine Lehrerin war im Krieg verschüttet gewesen und hat sehr oft davon erzählt. Wir fanden das wahnsinnig komisch - das war grausam.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... niemand.

Zur Schule hat jeder was zu sagen. War ja jeder da. Deshalb gibt es einmal die Woche "Alte Schule".

© SZ vom 06.04.2020 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: