Wartmannsroth:Franziska brennt für ihren Nebenjob

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Die Nase macht's: Franziska Bischof in der Brennerei mit einer ihrer hochprozentigen Kreationen. (Foto: Matthias Hoch)

29-Jährige stellt im elterlichen Betrieb Hochprozentiges her

Von Katja Auer, Wartmannsroth

Als Franziska Bischof noch ein kleines Mädchen war, hatte sie manchmal gar keine Lust auf diese Arbeit. Äpfel pflücken, Beeren sammeln, sie hätte viel lieber mit ihren Freundinnen gespielt. Heute schwärmt sie geradezu davon. Wie gerne sie sich um die Streuobstwiesen kümmert und um die Rosen, damit sie frische Rosenblätter ernten kann. Wie sie sich darauf freut, wenn es wieder Wildfrüchte gibt. Aus dem, was die Natur und die Landwirtschaft der Eltern so hergeben, macht Franziska Bischof Hochprozentiges. Die 29-Jährige ist Brennerin und als junge Frau noch eine Exotin ihrer Zunft.

"Sie hat die bessere Nase", sagt Vater Anton, der mit ihr am Maischbottich steht. Das Brennen ist Familientradition, der Urgroßvater hat das Brennrecht vor fast 100 Jahren erworben. In Wartmannsroth im Landkreis Bad Kissingen nicht ungewöhnlich. Um die 80 Brennereien gibt es in der Gemeinde mit etwa 2300 Einwohnern.

Was anfangs eine typische Nebenbeschäftigung war für die Landwirte, wenn es auf den Höfen sonst nicht viel zu tun gab, hat Anton Bischof über die Jahre ausgebaut. Vor 20 Jahren schaffte er eine Spezialitäten-Brennerei an und produziert im kupferglänzenden Kessel seitdem edle Brände, aber auch Rhöner Whisky. Tochter Franziska interessierte sich damals nur am Rande dafür, was der Vater im gekachelten Nebenraum fabrizierte und trinken mochte sie das Zeug ohnehin nicht.

Das mag kaum glauben, wer sie heute sieht, wie sie in ihren roten Gummistiefeln den Kessel befüllt und detailliert erklärt, wie aus dem vergorenen Weizen ein edler Brand werden kann. Aber die junge Frau brauchte den Umweg über Italien. Dort studierte sie Tourismus und Marketing - und entdeckte guten Wein und das Kochen. "Irgendwann hat mir das Landwirtschaftliche gefehlt", sagt sie. Sie kam heim nach Unterfranken, ließ sich zur Edelbrandsommelière ausbilden und steht seitdem mit ihrem Vater am Brennkessel. Noch nebenbei, neben Job und Elternzeit, aber irgendwann möchte sie die Brennerei zum Hauptberuf machen. Ihre eigene Linie hat Franziska Bischof schon entworfen, in schicken Flaschen und mit schwungvollen Schriftzügen. Ihr erster Williamsbrand namens "Musterknabe" gewann eine Goldmedaille und sie hat einen Gin namens "Florian" ins Sortiment aufgenommen. Ihr Whisky heißt "Rebell" und gerade arbeitet sie an einem Schlehenbrand, den sie "Amazone" nennen will. Ein ambitioniertes Projekt verfolgt sie nebenbei. Hinter dem Haus ist schon der Grundriss abgesteckt, auf dem Bayerns erste Destillathek entstehen soll. Ein Haus für Präsentationen und Verkostungen, die bisher noch im Keller ihres Elternhauses stattfinden. Franziska Bischof weiß um die Risiken, schließlich liegt Wartmannsroth weit weg von den größeren Städten, dahinter kommt lange nichts. Die Kunden müssen sie erst mal finden. Aber es werden immer mehr. Denn Franziska Bischof brennt.

Für den Tipp bedanken wir uns bei Erwin Haydn aus Wörthsee.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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