Wallenfels:Scheinbare Romantik

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Nasses Vergnügen: Tief tauchen die Floße auf ihrer fünf Kilometer langen Fahrt in die kalte Rodach ein. (Foto: oh)

Die Flößerei war ein raues Geschäft, Touristen können das nacherleben

Von Katja Auer, Wallenfels

Bis nach Holland haben die Männer aus dem Frankenwald ihre Baumstämme früher geflößt. Amsterdam, so heißt es, steht zum Teil auf Pfählen aus dem bayerischen Norden. Holz und Wasser, davon gab es reichlich in der Gegend, reich geworden ist mit der Flößerei dennoch kaum einer. 1386 wurde die Flößerei im Frankenwald zum ersten Mal urkundlich erwähnt, Jahrhunderte lang transportierten die Männer Bauholz ins Rhein-Main-Gebiet und noch weiter. Harte Kerle sollen sie gewesen sein, rau wie die Gegend, dem weiblichen Geschlecht zugetan und trinkfest noch dazu. Was freilich an den fünf Litern Bier gelegen haben mag, die ihnen täglich zu standen.

Die Flößer gibt es noch, auch wenn sie keine fünf Liter Bier mehr täglich trinken und keine Baumstämme über die Flüsse befördern. Sie fahren im Sommer Besucher die Wilde Rodach hinunter. Ende Mai beginnt die Saison wieder in Wallenfels.

1958 fand die letzte Floßfahrt im Frankenwald statt, die Eisenbahn, Lastwagen und der Ausbau der Wasserwege hatten die Flößerei überflüssig gemacht. Aber die Flößergemeinschaft Wallenfels will die Erinnerung an das Jahrhunderte alte Gewerbe aufrecht erhalten. Schon 1969 fand das erste Schauflößen statt, heute sollen die Fahrten auch Touristen anziehen. Die Flößerei will man im Frankenwald aber nicht mit den bekannteren Floßfahrten auf der Isar verglichen wissen. Dort haben sie ein Bierfass, Brotzeit und manchmal eine ganze Kapelle auf dem Floß, unterwegs wird gelegentlich eingekehrt, die Fahrt dauert einen halben Tag. Nicht so in Wallenfels. Dort geht es rauer zu, es ist eben der Frankenwald. Die Floße sind kleiner, 16 Meter lang, die Fahrt dauert nur eine Dreiviertelstunde. Allerdings sei nach der Fahrt auf der Wilden Rodach kein Gast mehr trocken, sagt Bürgermeister Jens Korn.

Fünf Kilometer ist die Strecke lang von dem kleinen Örtchen Schnappenhammer, wo die Floße starten, bis nach Wallenfels. Tief tauchen die hölzernen Floße in die kalte Rodach ein. Sechs Wehre sind unterwegs zu überwinden, die sind im Lauf der Jahre wieder instand gesetzt worden. Nach dem Ende der Flößerei waren sie verfallen.

In Wallenfels gehört die Flößerei zum Alltag, an der Vermarktung als Touristen-Attraktion wird noch gearbeitet. Im Hotel Roseneck steht schon längst ein Floßmeister-Schnitzel auf der Speisekarte, gefüllt mit Schinken, Salami, Käse, Gewürzgurke. Der erste Floßmeister bekommt eins umsonst, so steht es in der Karte, als Flößer ist man eben noch jemand in Wallenfels.

Mehr über die Arbeit der Flößer und die Diskrepanz zwischen hartem Alltag und scheinbarer Romantik ist im Flößermuseum Unterrodach zu erfahren. Fotos, Modell und Werkzeuge veranschaulichen im Haus eines ehemaligen Floßherren das Gewerbe, das die Menschen und die Dörfer im Frankenwald prägte.

Infos zu Floßfahrten in Wallenfels: www.wallenfels.de, Touristeninformation unter 09262/94521.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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