Wahlkreis Oberbayern:Sozialministerin in spe

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Seit 2003 sitzt Kathrin Sonnenholzner für die SPD im Landrtag - jetzt träumt die Ärztin von einem SPD-Kabinett.

Jesenwang Natürlich hält Kathrin Sonnenholzner wenig davon, wenn Ministerpräsident Günther Beckstein mit dem Füllhorn durch die Bierzelte tingelt. Jedem werde alles versprochen, sagt sie. Dabei habe der Sparkurs der Vorjahre viele Probleme erst geschaffen. Die SPD-Abgeordnete schimpft übers schlechtgemachte "Kinderbildungs- und betreuungsgesetz", die Kürzung des Blindengeldes, 50 Jahre CSU-Herrschaft und den Filz im Freistaat. Die CSU sei "in vielen Bereichen ein Ärgernis".

Kathrin Sonnenholzner ist keine, die mit ihren Ansprüchen hinterm Berg hält. (Foto: Foto: Neubauer)

Aber Sonnenholzner bleibt dabei insgesamt ruhig. Sie ist keine, die sich mit hochrotem Kopf an der CSU abarbeitet. Sie hat ihren eigenen Politikstil. Und mit dem hat es die 52-jährige Ärztin aus Jesenwang recht weit gebracht. Vor sechs Jahren zog sie erstmals ins Maximilianeum ein. Diesmal geht sie auf Platz zwei der Oberbayern-Liste ins Rennen, gleich hinter Spitzenkandidat Franz Maget. Den Platz hat sie sich gegen zwei Konkurrenten auf dem Nominierungsparteitag erkämpft. Aus ihrer Sicht heißt das: "Die Versammlung hat sich von Sachargumenten leiten lassen."

Trotz aller Unaufgeregtheit ist Sonnenholzner keine, die mit ihren Ansprüchen hinterm Berg hält. Als im Kommunalwahlkampf SPD-Generalsekretär Hubertus Heil in Germering den Genossen Mut zusprach und bei einem Besuch im Kinderhaus Kai auf die im Herbst anstehende Landtagswahl vorausblickte, sagte Sonnenholzner, dass sie die bessere Sozialministerin wäre. Und sie wiederholt es gerne.

Gerade jetzt, da die Entscheidung am 28.September näher rückt. "Ich habe niemanden erlebt, der mir da vehement widersprechen würde", sagt die nicht praktizierende Ärztin. "Außer in der CSU - und selbst da nicht alle." Christa Stewens' Posten ist ihr Ziel. Und eine andere Politik: "Ich würde die Frage der Gerechtigkeit zum Gradmesser meines Tuns machen."

"Bayern, aber gerechter." Der Wahlslogan der SPD könnte von Sonnenholzner stammen. Sie war Schülersprecherin am St.-Anna-Gymnasium im Münchner Lehel, als sie aus Ärger über eine Verschärfung der Bayerischen Schulordnung 1974 in die SPD eintrat. Zwei Dinge faszinierten sie vor allem an der Partei: das Eintreten gegen Rechtsextremismus und für soziale Gerechtigkeit. Vor 23 Jahren zog sie von München nach Pfaffenhofen bei Jesenwang, baute mit ihrer Familie ein Bauernhaus aus. Als ihre drei Söhne älter waren, stieg sie stärker in die Politik ein, wurde Ortsvorsitzende, Gemeinderätin und rückte an die Spitze des SPD-Unterbezirks auf.

Kaum hatte Sonnenholzner im März 1993 den Unterbezirksvorsitz übernommen, ging sie in München gegen die NPD auf die Straße, die wegen der damals laufenden Wehrmachtsausstellung Stimmung machte. Schon bald geriet die Neue an der Spitze in Schwierigkeiten. Einige Genossen verwanden nicht, dass 1996 das Brucker Rathaus und das Landratsamt an die CSU verloren gingen. Weitere Niederlagen folgten.

Als Sonnenholzner sich anschickte, von der Germeringerin Waldtraud Schmidt-Sibeth das Direktmandat für den Landtag zu übernehmen, begehrte der frühere Abgeordnete Alfred Münch auf. Er rieb sich am Stil der Jesenwangerin. Er hielt sie für nicht bissig genug fürs Politikgeschäft.

Den UB-Vorsitz gab Sonnenholzner ab, das Mandat nahm sie an. Und ihrem Stil blieb sie treu. Über die damaligen Querelen mag sie nicht groß reden. Und sie meint auch nicht parteiinterne Kritiker, wenn sie den "Absolutheitsanspruch" von Politikern anprangert. Das geht klar gegen eine aus ihrer Sicht rechthaberische CSU. Von der würden viele Fehler gemacht. Und die sollte sie auch eingestehen. "Das würde die Akzeptanz der Politik erhöhen."

© SZ vom 13.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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