Wahlkampf:Endspurt mit Merkel, Münte und Lafontaine

Wenige Tage vor den Wahlen geben die Parteispitzen von Union, SPD und FDP noch einmal alles, um die bayerischen Wähler zu mobilisieren. In Bildern

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Hörte man Angela Merkel auf der Abschlusskundgebung der CSU am Freitag Abend reden, bekam man den Eindruck, sie bewerbe sich um einen neuen Job: Den der bayerischen Ministerpräsidentin. Wer weiß - vielleicht wird ja im Maximilianeum bald ein Posten frei. Letzten Umfragen zufolge könnte die CSU nach mehr als 40 Jahren nun die absolute Mehrheit verlieren.Vor rund 8000 Zuschauern auf dem Münchener Marienplatz lobte die Bundeskanzlerin die Schwesterpartei in den höchsten Tönen: Sie sei verantwortlich für die geringe Arbeitslosenzahl im Freistaat, die bayerische Vorreiterrolle in der Forschung und den ausgeglichenen Haushalt. "Da bin ich ein bisschen neidisch, dass Sie das schon geschafft haben."Den bayerischen Ministerpräsidenten Günter Beckstein nannte sie ...Foto: Getty Images

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... in einem Atemzug mit den ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Franz Josef Strauß und lobte deren typisch bayerische Eigenständigkeit in der Bundespolitik. Es war wohl der einzige Tag im Jahr, an dem sie sich über bajuwarische Widerborstigkeit freute. Die Pendlerpauschale, über deren Wiedereinführung Merkel und Huber zuletzt in Streit geraten waren, erwähnte sie in ihrer halbstündige Rede mit keinem einzigen Wort.Foto: ddp

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Während sich Merkel wenige Stunden vor der Wahl für die kleine Schwester noch einmal so richtig ins Zeug legte, setzt CSU-Generalsekretärin Christine Hadertauer zunächst ihr berühmtes Dauerlächeln auf, um dann während Merkels Rede verträumt in die Ferne zu blicken.Vielleicht überlegte sie, wie sie sich ab kommendem Montag beruflich verändern wird. Ob ihre schwarz-rote Jacke als Koalitionsaussage gewertet werden darf, ist nicht bekannt.Anfangs schien es noch....Foto: AP

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... als habe die CSU alles fest im Griff, den Himmel inklusive: Genau in dem Moment, in dem Ministerpräsident Günther Beckstein und CSU-Chef Erwin Huber unter den Klängen des Defiliermarsches auf das Podium traten, kam die Sonne hinter einer Wolke hervor.Erwin Huber freute sich über den Heimvorteil - am Tag zuvor war die SPD-Abschlusskundgebung am selben Ort im Regen untergegangen. Doch als der CSU-Vorsitzender über "dunkle Wolken am Konjunkturhimmel" sprach, verdüsterte sich auch der Münchner Himmel. Als die Bundeskanzlerin eintraf, war er bereits so grau wie ihr Blazer.Fast zur gleichen Zeit gab die Linkspartei wenige hundert Meter weiter, am Münchner Stachus, ihre Abschlusskundgebung.Foto: Getty Images

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"Was wollt ihr denn haben, ihr Kapitalisten?" fragen Linke-Anhänger und reden sich in Rage. Das passt zu Gregor Gysi, der seinen Anhängern noch einmal richtig einheizt: "Stellen Sie sich nur mal vor, wir zögen nicht ein", sagt er und denkt an den Landtag. "Das ist langweilig." Wenn hingegen dank der Linken die absolute Mehrheit der CSU ein Ende finden würde, sei das"eine Kulturveränderung". Seine Schlussfolgerung: "Man kann nur Linke wählen." Soso.Gysi klappert alle Wahlkampfthemen einmal ab, schimpft auf die CSU, überschüttet die Zuschauer mit Statistiken, die belegen, wie es mit Deutschland abwärts geht und wedelt dabei mit seinem rechten Arm, als ob er stakkato-artig auf das Publikum einschlagen würde.Nahtlos geht es über zu Oskar Lafontaine.Foto: dpa

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Dessen Gesichtsfarbe gleicht - wie immer - dem Plakat der Linken im Hintergrund. Und auch er schwört die Wählerschaft nochmals auf den Sonntag ein: "Jetzt brauchen sie endlich einen Denkzettel", ruft er ins Mikro und ballt die Faust gegen die CSU. "Jetzt fallen wieder die Türme des Kapitalismus", ruft er. "Sie haben sich selbst die Gräben gegraben, in die sie nun gefallen sind." Bravo ruft das Publikum.Doch das waren nicht die einzigen Abschlusskundgebungen, die es in Bayern in dieser Woche gab. Die Kanzlerin beispielsweise war schon einmal da - in Ingolstadt:Foto: AP

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geht im Kampf um die absolute Mehrheit der CSU bei den Landtagswahlen an ihre physischen Grenzen. Trotz einer starken Erkältung und einer heiseren Stimme kämpft sie sich bei einer Kundgebung mit Ministerpräsident Günther Beckstein und CSU-Chef Erwin Huber in Ingolstadt sichtlich geschwächt durch eine halbstündige Rede. Vor 2000 Zuhörern auf dem Theatervorplatz preist sie die CSU als ...Foto: dpa

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...einzig verlässliche Partei Bayerns, zudem spricht sie sich entschieden gegen ein vorzeitiges Abschalten der deutschen Atomkraftwerke aus. "Wir dürfen doch nicht die sichersten Kraftwerke der Welt abschalten", so Merkel, "deshalb brauchen wir die absolute Mehrheit der CSU".Die Kanzlerin lobt Bayerns Ministerpräsidenten Günther Beckstein als engagierten Kämpfer für die Belange des Freistaats im Bundesrat: "Wenn der was will, gibt er keine Ruhe, das ist auch anstrengend." Zum Disput zwischen CDU und CSU über die Pendlerpauschale verliert Merkel kein Wort. "Bayern ist ein attraktives Land mit Zukunft, bitte tun sie am Sonntag alles, damit das so bleibt", so die Kanzlerin. "An meinem Beispiel können Sie sehen, wie wichtig eine Stimme ist", sagt Merkel. Am Freitag wird sie nochmals nach Bayern zurückkehren, um bei der Abschlusskundgebung in München zu sprechen.Foto: dpa

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CSU-Parteichef Erwin Huber (rechts) kritisiert in seiner Rede vor allem die Kontrahenten im Allgemeinen ("Politik ist kein Tummelfeld für politische Anfänger") und die Linkspartei im Speziellen ("Wir brauchen keine Kommunisten im Landtag"). Ministerpräsident Günther Beckstein (links, neben CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer) spricht sich gegen eine Zusammenarbeit mit der FDP aus: "Wenn die Liberalen mitreden können, wäre es vorbei mit unserem Spitzenplatz in der inneren Sicherheit."Deutliche Worte findet derweil auch der designierte SPD-Chef auf dem Münchner Marienplatz.Foto: dpa

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Diesmal hat sich Müntefering wieder seinen roten Schal über die Schultern gelegt. Den hatte er bei seinem vorherigen Auftritt in München vor drei Wochen nicht um den Hals. Aber Müntefering, wie er unter Schirmen auf die überdachte Rednertribüne auf dem Marienplatz eilt, ist ja inzwischen zwar noch nicht gewählter, so doch bereits handelnder Vorsitzender der SPD geworden.Und so ist es der künftige SPD-Chef, und nicht ein Vizekanzler im Ruhestand wie vor drei Wochen, der das Spitzenduo der CSU wieder "Waschlappen" nennt."Der Huber und der Beckstein", so nennt Müntefering den CSU-Chef und den CSU-Ministerpräsidenten, "die beiden können es nicht. Schickt sie nach Hause!" Und er spottet weiter: "Bonsai reicht nicht, dieses Land zu regieren." Die Zeit, so beschwört er die Zuhörer, die unter Schirmen bei der SPD-Kundgebung vor dem Rathaus ausharren, "ist reif für einen Wechsel."Foto: dpa

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Mit einer ähnlich angriffslustigen Kurz-Satz-Rede ("Klare Kante und heißes Herz ist besser als Hosen voll") hatte Müntefering vor drei Wochen im Hofbräukeller zuvor die Sozialdemokraten begeistert - und den Wechsel in der SPD befördert. Wenige Tage später war Kurt Beck nicht mehr Parteichef und Müntefering sein designierter Nachfolger.Auch diesmal verwendet er kantige Metaphern: "Es steht auf der Kante", gibt er sich zuversichtlich, dass die CSU-Mehrheit im Land tatsächlich wackelt. Es sind freilich nur ein paar hundert Leute, die Müntefering erreicht. Denn kaum hatten sich ein paar Menschen mehr vor dem Wahlkampf-Truck der SPD versammelt, ließ ein heftiger Regenguss Teile der Menge wieder auseinanderlaufen.Foto: dpa

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Der SPD-Spitzenkandidat Franz Maget (rechts) muss der CSU dann schon bei kräftigem Schnürlregen "Hochmut" und "Selbstgerechtigkeit" vorwerfen. Sogar der politische Gegner zeigt spöttisches Mitleid: "Das sind irreguläre Verhältnisse", sagt der durch den Regen stapfende CSU-Abgeordnete Ludwig Spaenle, "das wünsch' ich keinem."Ein glücklichers Händchen in Sachen Veranstaltungsort hat...Foto: dpa

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Die FDP: Rund 800 Zuhörer kamen zur "zentralen FDP-Großveranstaltung zum Wahlkampfendspurt", um vor allem den Parteivorsitzenden Guido Westerwelle sprechen zu hören.Foto: AP

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Der agiert redegewandt wie stets, hält das Mikrofon in der Hand wie ein Schlagersänger und dreht sich auf dem runden Podium immer wieder, um jeden der im Kreis sitzenden Gäste anzusprechen. Westerwelle präsentiert die FDP als Partei, die sich für Steuersenkungen und für die Mittelschicht einsetzt: "Die anderen reden über Heuschrecken und Hartz IV, wir reden von denen, die den Karren ziehen in diesem Land." Der CSU wirft er vor, Steuergeld verplempert zu haben. Das Duo Beckstein und Huber regiere viel schlechter als Edmund Stoiber. Er habe sich, so Westerwelle, nie vorstellen können, "dass ich eines Morgens aufwache und zum Himmel rufe, Herr, gib mir meinen Edmund wieder". Nun aber sei es an der Zeit, die Alleinherrschaft der CSU zu beenden.Foto: AP

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Für das bayerische Kolorit an diesem Abend sorgt die Unterbrunner Blaskapelle, die den Bayerischen Defiliermarsch intoniert, als der FDP-Spitzenkandidat Martin Zeil (rechts neben Westerwelle) mit seinen prominenten Gästen eintrifft. Zeil sagt, er sei zuversichtlich, dass die FDP den Einzug in den Landtag schaffe und dann dafür sorge, dass Bayern besser regiert werde.Foto: dpa Text: SZ vom 26.9.3008/aho/hai/liv

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