Vollversammlung der bayerischen Bischöfe:Marx beschwört die Brüderlichkeit

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Nach dem Treffen mit seinen Glaubensbrüdern hatte Erzbischof Reinhard Marx viel zu erzählen - kam aber trotzdem kaum zu seinen Themen.

Roman Deininger

Es gab so viele Dinge, über die Reinhard Marx reden wollte nach seiner Premiere als Vorsitzender der Vollversammlung der bayerischen Bischöfe auf dem Freisinger Domberg.

Erzbischof Reinhard Marx: "Nicht alles wird bei einer Pressekonferenz mitgeteilt." (Foto: Foto: AP)

Das kirchliche Engagement für den Klimaschutz lag ihm am Herzen, und nicht minder das Propädeutikum, das Priesteramtsinteressenten vom Herbst an bei der "Motivklärung" behilflich sein soll.

Obendrein hatte sich der neue Erzbischof von München und Freising vorgenommen, die katholische Jugendarbeit im Lande zu loben. Es waren im Grunde nur zwei Dinge, über die Marx nicht reden wollte: die offensichtlichen Disharmonien unter den bayerischen Bischöfen und die frisch entfachte Diskussion über den Zölibat.

Beides sei "kein großes Thema" gewesen unter den Bischöfen, beschied Marx den geladenen Journalisten. Und im Übrigen gelte: "Nicht alles, was beim Mittagessen besprochen wird, wird bei einer Pressekonferenz mitgeteilt." Diese Information war nicht dazu angetan, die Spekulationen über den Inhalt der bischöflichen Tischgespräche im Keim zu ersticken.

Immerhin hatte kürzlich fast die Hälfte des Episkopats im Freistaat die Verabschiedung von Marx' Vorgänger Kardinal Friedrich Wetter geschwänzt - ein Affront, dem Marx nun mit wahren Hymnen auf die "Brüderlichkeit" und "Einmütigkeit" der Versammlung zu begegnen versuchte. Er selbst sei "sehr freundschaftlich" aufgenommen worden: "Es gibt keine Spaltung. Punkt."

Nicht kommentieren wollte Marx auch den Streit zwischen dem Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller und dem Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer. Dieser hatte Müller vorgeworfen, sein Fernbleiben bei Wetters Lebewohl wäre "ungehörig" und "schlechter Stil" gewesen.

Über seine Pressestelle ließ Müller daraufhin verlauten, dass es nicht zu den Aufgaben des ZdK-Präsidenten zähle, "als Stilberater für die deutschen Bischöfe aufzutreten". Sein Fehlen in München entschuldigte Müller mit einem "schon vor Monaten vereinbarten" Termin in Stammham im Landkreis Eichstätt, dessen Höhepunkt die Segnung eines neuen Kindergartens war. "Jeder Bischof ist für sich selbst verantwortlich", rettete sich Marx ins Allgemeine, er habe seinen Mitbrüdern keine Anweisungen zu geben: "Ich bin nicht der Oberbischof von Bayern."

Viel lieber referierte Marx über die Vorzüge seines neuen Wirkungsortes München gegenüber seinem alten, Trier: "Hier kann ich mit der U-Bahn ins Ordinariat fahren." Dann musste er sich aber auch schon wieder den Löscharbeiten am nächsten Brandherd widmen. "Auf keinen Fall", versicherte Marx, habe der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, mit seinem Spiegel-Interview eine neue Zölibatsdiskussion anstoßen wollen.

Der Erzbischof von Freiburg hatte erklärt, der Zölibat sei zwar ein Geschenk, aber "theologisch nicht notwendig". Die Debatte, sagte Marx, sei "schiefgelaufen" und überdies "nicht förderlich", da die katholische Kirche ihre Missionskraft nicht zuletzt aus dem Zölibat beziehe: "Wir müssen alles tun, um die ehelose Lebensform der Priester zu stärken und deutlich zu machen, dass dies kein Defizit bedeutet."

© SZ vom 29.02.2008/schä - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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