U-Bahn-Schläger von Fürth:Die Politik hat gelernt

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Die U-Bahn-Schlägerei von Fürth erinnert an den Überfall auf einen Renter in Müchen. Dennoch wird sich die CSU hüten, Jugendkriminalität zum Wahlkampfthema zu machen.

Annette Ramelsberger

Es ist wieder eine U-Bahn-Schlägerei, es gibt wieder schreckliche, sehr eindrückliche Videobilder, es sind wieder genau vier Wochen bis zur Landtagswahl - nur diesmal nicht in Hessen, sondern in Bayern. Und doch ist diesmal alles anders.

An der U-Bahn-Haltestelle "Klinikum" in Fürth wurde ein Mann brutal zusammengeschlagen. (Foto: Foto: dpa)

Was sich am Wochenende in Fürth ereignet hat, ähnelt sehr dem brutalen Überfall auf einen Rentner in der Münchner U-Bahn im Dezember 2007. Doch die politische Debatte, die sich an den Münchner Überfall knüpfte, die wird es diesmal nicht geben. Und zwar nicht nur deshalb, weil es sich bei dem Täter jetzt nicht um einen ausländischen Jugendlichen handelte, der - wie in München - auf die "Scheiß Deutschen" schimpfte, sondern um einen deutschen Jungen, der bisher nicht übermäßig aufgefallen ist.

Es gibt einen viel wichtigeren Grund, warum die Debatte diesmal anders laufen wird: Die Politik hat gelernt. Sie hat erkannt, dass eine hoch emotionale Debatte über Jugendgewalt, mangelnde Integration und nicht erfolgte Erziehung in Zeiten des Wahlkampfs nach hinten losgehen kann.

Dass sie nichts zur Lösung des Problems beiträgt, sondern nur Probleme schafft. Das hat das Beispiel Hessens gezeigt, wo Ministerpräsident Roland Koch (CDU) den Überfall von München schamlos für seine Wählermobilisierung ausschlachten wollte. Die Kampagne machte Koch vom Ministerpräsidenten zum amtierenden Regierungschef.

Schon damals fiel auf, dass der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein, der keiner besonderen Duldsamkeit gegenüber Straftätern verdächtig ist, nicht in die Kakophonie der Hardliner einstimmte.

Beckstein wird auch diesmal nicht zetern. Denn er weiß, dass solche Kampagnen auf keinen Fall der Regierungspartei helfen - und die ist in Bayern nun einmal seit Jahrzehnten die CSU. Heiße Gefühle helfen nur den Rändern der Demokratie. In ihrem Kampf um die absolute Mehrheit kann sich die CSU nicht auch noch Konkurrenz von Rechts leisten.

© SZ vom 02.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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