Tumorerkrankungen:Streit über Krebsregister

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Erfassung soll neu strukturiert werden, Ärzte sind empört

MünchenDas bayerische Gesundheitsministerium will die Datenerhebungen über Krebserkrankungen in Bayern neu organisieren. Bislang waren dafür sechs regionale Krebsregister zuständig. Künftig soll dies das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) federführend übernehmen. Wie das Ministerium am Freitag bestätigte, liegt bereits ein Kabinettsbeschluss über die Eckpunkte der künftigen Datenerfassung vor. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte auf Anfrage, dass dabei der dezentrale Ansatz der Struktur der Krebsregistrierung unter dem Dach des LGL fortgeführt werden soll - "mit den bisherigen sechs Krebsregistern als Außenstellen". Alle anderen Bundesländer hätten, im Gegensatz zu Bayern, jeweils nur ein landesweit zuständiges Krebsregister.

Die geplante Umstrukturierung sorgt innerhalb der Ärzteschaft für erhebliche Verärgerung. Alarm geschlagen hatte Dieter Hölzel, der ehemalige Leiter des Tumorregisters München. In einem Brief an Gesundheitsministerin Melanie Huml warnt er vor einem drohenden Bruch der Datenschutz-Richtlinien. Hölzel schreibt darin: "Was gestern für das Ministerium, den Landesbeauftragten für Datenschutz oder die Standesvertretungen ein Albtraum war, soll heute Realität in Bayern werden: Alle Krebspatienten werden namentlich vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erfasst, beziehungsweise gespeichert." Ergänzt würden diese Daten zudem durch ärztliche Befunde und Therapieberichte. Das sei ein eindeutiger Bruch mit der bislang stets geübten Vorsicht beim Umgang mit Patientendaten. Die bisherige Praxis habe sich bewährt: Die Patienten hätten gegenüber den sechs regionalen klinischen Krebsregistern Vertrauen gewonnen.

Da Hölzel offenbar auch die Bayerische Landesärztekammer über seinen Brief an die Ministerin informiert hatte, ist nun die Empörung groß. Deren Präsident Max Kaplan betonte am Freitag: "Wir teilen die im Brief geäußerten Bedenken." Er bezweifle, ob eine namentliche Erfassung nahezu aller bayerischen Krebspatienten dem Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient dienlich sei. Das Ministerium weist Hölzels Vorwurf zurück: "Die Darstellung entspricht nicht den Tatsachen."

© SZ vom 25.07.2015 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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