Töging am Inn:Schwere Unfälle an Bahnübergängen

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Der dunkle Mazda ist regelrecht zerknüllt, der 18 Jahre alte Fahrer liegt mit schweren Verletzungen im Altöttinger Krankenhaus, der 17-Jährige auf dem Rücksitz wurde in die Uniklinik nach Regensburg geflogen. Der 18-Jährige auf dem Beifahrersitz und der 34 Jahre alte Lokführer kamen mit einem Schock davon, die 34 Fahrgäste im Regionalzug von Simbach nach München mit dem Schrecken. Der Unfall ereignete sich am Sonntagabend im oberbayerischen Töging - an einem unbeschrankten Bahnübergang. Von solchen unbeschrankten Übergängen und von solchen Unfällen gibt es in Bayern mehr als irgendwo anders in Deutschland.

So ist es noch keine drei Wochen her, dass bei Warngau im Landkreis Miesbach ein Auto von einem Regionalzug erfasst wurde, der Fahrer überlebte schwer verletzt. Auch dort gab es keine Schranke, sondern nur ein rotes Blinklicht. Mitte Dezember hatte es in Schliersee einen Kleinbus der Post erwischt. Schuld an solchen Kollisionen sind laut Bahn und ADAC in den allermeisten Fällen die Autofahrer oder - in viel geringerem Maß - die Fußgänger oder Radfahrer. Für 2016 hat das Verkehrsministerium bayernweit 42 Unfälle an Bahnübergängen mit 25 Verletzten und sechs Toten registriert. Die Bilanz für 2017 liegt noch nicht vor, die Zahlen der Unfälle und der Toten weisen in ähnliche Richtung, die der Verletzten wird sich mehr als verdoppeln.

Die Bahn spricht für ihr eigenes Streckennetz von 35 Unfällen im Jahr 2016. Weil dieses Netz in Bayern besonders groß ist, gibt es mehr Übergänge und mehr Unfälle als in anderen Bundesländern. Die Bahn hat die Zahl ihrer Übergänge in Bayern nach eigenen Angaben in den vergangenen 25 Jahren halbiert, gut 3100 sind es noch. Doch nicht einmal die Hälfte ist "technisch gesichert", wofür schon ein rotes Blinklicht reicht wie in Töging. Inklusive der Strecken anderer Betreiber gab es in Bayern laut Statistischem Bundesamt Ende 2015 genau 1881 ungesicherte Übergänge, 338 hatten immerhin ein Blinklicht. Man stimme sich regelmäßig mit Polizei und Verkehrsbehörden ab, ob Übergänge besser gesichert, umgebaut oder aufgelassen werden, heißt es von der Bahn. In Töging solle in zwei Jahren eine neue Straßenbrücke über den Innkanal gebaut und bei der Gelegenheit auch gleich über die Bahnlinie hinweg verlängert werden.

© SZ vom 23.01.2018 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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