Tipps:Enorm viel Schloss pro Ausflugskilometer

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Karte: SZ (Foto: karte)

Wer Spaß an Kulissen, morbiden Gemäuern und verrückten Stilmixen hat, der ist im Dreieck Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und den Haßbergen gut aufgehoben

Einen Ausflug ins Dreieck zwischen den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und den Haßbergen beginnt man am besten in Wetzhausen. Der Ort hat 160 Einwohner und zwei Schlösser, eines oben auf dem Hügel, eines unten im Dorf. Zwar ist das Verhältnis von Schloss zu Einwohner (eins zu 80) selbst für diese Gegend auffällig, insgesamt bildet Wetzhausen die Stärken der Gegend aber ausgezeichnet ab. Man bekommt einfach enorm viel Schloss pro Ausflugskilometer.

Das Schloss unten im Ort ist der Stammsitz der Truchsesse von Wetzhausen, ein uraltes fränkisches Geschlecht. Wer ein Faible fürs Morbide hat, wird hier hervorragend bedient. Das Gebäude mit seinen vier Geschossen ist so zugewuchert, dass man nur an bestimmten Stellen einen Blick darauf werfen kann. Es gibt einen Pfad zu einer der Türen, der aber ist nicht zu empfehlen. Dort angekommen, empfängt einen das Schild: "Achtung Lebensgefahr! Betreten des Schlosses und des Grundstückes strengstens verboten. Einsturzgefahr!"

Das kann einem am Schloss oben nicht passieren. Das Zweitschloss des Ortes wurde 1908 gebaut, Anlass war die Hochzeit eines königlich-preußischen Rittmeisters von und zu Wetzhausen und einer deutsch-amerikanischen Industriellentochter. Die Amerikanerin fand das Schloss unten zu aus der Zeit gefallen, sie wollte ein neues, frischeres Schloss, was man ja verstehen kann. Also wurde noch eines gebaut, ein Stilmix aus Barock, Rokoko und Klassizismus etwa einen Kilometer außerhalb des Ortes auf einem Hügel. Dieser musste erst künstlich aufgeschüttet werden - was tut man nicht alles. Wer Spaß an Kulissen hat, ist dort gut aufgehoben. Der Kasten wird heute als christliche Begegnungsstätte genutzt, zumindest der Blick über die Felder und das zugewucherte Schloss ist toll.

Danach gerne auch das Wasserschloss in Kleinbardorf anschauen ("Betreten der Insel und Außenbesichtigung gestattet") und einen Blick werfen auf die barocke Vierflügelanlage in Sternberg, ein Schloss, das für die Gegend etwas zu gewaltig ausgefallen ist. Zwölf Kamine soll das Haus haben, sie stehen für die Monate, auch 52 Türen und angeblich 365 Fenster - der Lauf des Jahres als Bauwerk symbolisiert.

Danach lohnt ein Rundblick von der Wallfahrtskirche Findelberg übers Land. Im Oberlauringer Friedrich-Rückert-Gärtchen findet man Tipps, um sich im Büroalltag richtig beliebt zu machen: "Singe bei der Arbeit wie die Bienen / und die Arbeit sei Dir süß wie ihnen." Und danach drängt sich ein Spaziergang durch die Wildkirschenbäume von Aubstadt auf und ein Besuch des Badesees von Irmelshausen. Dort gibt es viel Schilf, wenig Menschen und das Glas Frankenwein zu 2,20 Euro.

Für den Badesee-Tipp bedanken wir uns bei Rainer Schaefer aus Gersfeld/Rhön.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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