"Talent, Technologie, Toleranz":FDP wirft Söder Arroganz vor

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Der Spitzenkandidat der FDP in Bayern, Martin Hagen, ist sich seiner Sache ziemlich sicher. Er glaubt, dass er die fehlenden Prozentpunkte bis zur Wahl noch aufholt. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Martin Hagen rechnet mit acht Prozent bei der Landtagswahl

Von Camilla Kohrs

Der Kranz, den Bayerns FPD-Spitzenkandidat Martin Hagen am Ende seiner Rede überreicht bekommt, ist ein Siegerkranz - zumindest wenn es nach dem Abensberger Stadtrat Heinz Kroiss geht. Die FDP habe schließlich etwas zu feiern, nicht so wie die CSU. "Da müsste der Kranz einen Trauerflor tragen", sagt Kroiss. Es ist nicht die einzige Spitze gegen die CSU an diesem Vormittag im Zelt der FDP. Auch Hauptredner Martin Hagen kritisiert die Partei unter Ministerpräsident Markus Söder ausführlich: Die schwarze Alleinregierung sei gescheitert und das liege auch an der Arroganz ihrer Führung. Die bestehe aus "Scharfmachern, Geisterfahrern und breitbeinigen Alphamännchen".

Viele Zuhörer sind nicht gekommen, um den 36 Jahre alten Spitzenkandidaten zu unterstützen. Etwa 40 Menschen sitzen zwischen pinkfarbenen, blauen und gelben Luftballons auf Bierbänken. Dass nicht viele Menschen kommen würden, war den Organisatoren schon vorher klar. Die Sitzplätze reichten genau, nur ein paar Stehtische im hinteren Teil des Zeltes blieben leer. Dafür hat man keine Probleme, einen Teller mit Brezn und Weißwurst zu bekommen, die der Wirt lautstark auf großen Tabletts durch das Zelt trägt - auch noch, als Hagen schon längst angefangen hat, zu reden. Der reagiert auf die Störung mit einem Lachen. Wie schon bei Auftritten zuvor, betont Hagen seine drei T: Talent, Technologie, Toleranz. Bevor man auf den Mond fliege, müsse es überall in Bayern endlich schnelles Internet geben. Die Bildung von Kindern dürfe nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen, dafür sollen Ganztagsangebote sorgen. "Die Entwicklung der Welt macht vor Bayern nicht halt und auch nicht vor der Grenzpolizei."

Besonders beim Thema Toleranz wird Hagen deutlich: "Mir kommt das Kotzen, wenn ich sehe, wie in Chemnitz ein brauner Mob Menschen, die anders aussehen, angreift." Die Migrationspolitik brauche endlich einen "Weg der Mitte". "Es kann doch nicht sein, dass wir uns entscheiden müssen: Sind wir Gutbürger oder Wutbürger." Dabei teilt er vor allem gegen die CSU und die Grünen aus: Die Konservativen seien zu restriktiv, blockierten seit Jahrzehnten ein Einwanderungsgesetz. Und die Grünen hätten Wunschträume, wenn sie meinten, Europa sei nicht auf Abkommen mit nordafrikanischen Staaten angewiesen.

Hagen geht auf der Bühne auf und ab, hält das Mikro in der Hand, erzählt Anekdoten. Ganz wie Parteichef Christian Lindner. Ob das auch in Bayern funktioniert? "Acht Prozent!", ruft Hagen am Ende seiner Rede in das Stadl-Zelt. So viel könne seine Partei am 14. Oktober erreichen. Trotz aller Kritik würde die FDP gern mit der CSU koalieren: "Dafür fehlen noch 2,5 Prozentpunkte, das ist in sechs Wochen machbar." Da sind sich nicht alle Zuhörer sicher. "Reden kann er", sagt ein Mann. "Aber acht Prozent ist wohl etwas übertrieben", sagt sein Sitznachbar.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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