Streit um FJS:"Verstörende Wortmeldungen"

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Verbale Ohrfeige für Söder: CSU-Mann Freiherr zu Guttenberg ärgert sich über Söders außenpolitischen Ausflug - und watscht ihn in einer Art ab, die unter Parteifreunden unüblich ist.

Peter Fahrenholz

Bei Markus Söder wissen auch eigene Parteifreunde nie so recht, wann bei ihm Politik aufhört und Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache anfängt. Früher, als Söder noch die Mainzelmännchen retten wollte, dominierte eindeutig die Selbstvermarktung.

Markus Söder stößt bei Parteifreunden auf Kritik. (Foto: Foto: dpa)

Doch seit Söder mit Blick auf seine weitere politische Karriere die seriös-staatsmännische Komponente stärker betont, bemüht er sich darum, beide Bereiche stärker in Einklang zu bringen.

Insofern musste aus Söders Sicht die Empörung über die unangemessene Platzierung von Franz Josef Strauß in der Berliner Dependance von Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett geradezu eine so genannte "Win-win-Situation" darstellen.

Denn Söders Ruf nach einer Intervention der Bundesregierung war einerseits geeignet, Schlagzeilen zu produzieren. Andererseits trifft er mitten ins Herz des normalen CSU-Anhängers, der in diesen Tagen noch mehr als einmal daran erinnert werden wird, dass Franz Josef Strauß vor 20 Jahren gestorben ist.

Dass Strauß in dem besagten Wachsfigurenkabinett neben dem DDR-Spion und ausgemachten Schurken Günther Guillaume zu sehen ist, hält auch CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer für einen "Skandal". Und die ist ihrem Vorgänger sonst in herzlicher Abneigung verbunden.

Auch die Strauß-Kinder sind empört und haben laut Bild einen "Wut-Brief"' in der Sache geschrieben.

Indes ist es Söder wieder nicht gelungen, die gesamte CSU hinter einer seiner Aktionen zu versammeln. Einer bewahrt kühlen Kopf, und Söder kann ihn dummerweise nicht in die Ecke notorischer Querulanten à la Gabriele Pauli stellen.

Es ist der stocksolide oberfränkische Freiherr Karl-Theodor zu Guttenberg. Der ist seit ein paar Monaten Bezirkschef der Oberfranken-CSU und gilt als einer der Männer, die künftig das Gesicht und Gewicht der CSU prägen werden. Er spielt also, sportlich gesprochen, in der gleichen Liga wie Söder.

Im Nebenjob ist Guttenberg Vorsitzender der deutsch-britischen Parlamentarier-Gruppe im Bundestag und als solcher absolut not amused über Söders verunglückten außenpolitischen Ausflug. Und dies lässt er Söder in einer Form wissen, die unter Parteifreunden eher unüblich ist.

Dass Söder eine Belastung der bayerisch-britischen Beziehungen ausgemacht hat, findet Freiherr Guttenberg in einer schriftlichen Stellungnahme "bei allem berechtigten Ärger doch etwas verstiegen".

Weil Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett trotz aller Bekanntheit nun mal keine Institution des Vereinigten Königreiches, vulgo: Großbritanniens sei, bestehe für eine politische Konsultation "nicht der geringste Anlass".

Im Folgenden wird der Ton des Freiherrn dann immer weniger konziliant, sondern strahlt jene aristokratische Herablassung aus, die gemeinhin an den Briten gerühmt wird.

Einer in Großbritannien gut vernetzten CSU stünden alle Kanäle offen, um auch delikate Themen anzusprechen, stellt Guttenberg fest und weist Söder dann streng zurecht: "Die Intensität und hohe Qualität der bayerisch-britischen Beziehungen bis in die höchsten Ebenen sollte nicht durch verstörende Wortmeldungen verdünnt werden."

Maliziös weist Guttenberg darauf hin, die "in Großbritannien wie in Bayern herrschenden bürgerlichen Freiheiten" schützten auch "unqualifizierte Äußerungen". Die "Verirrungen eines privaten Kuriositätenkabinetts" könnten deshalb die bayerisch-britischen Beziehungen nicht beschädigen. Eine "wie auch immer geartete Belastung" des Verhältnisses sei "ganz sicher nicht zu erkennen", man solle sie deshalb auch "nicht künstlich konstruieren".

Seinem Parteifreund Söder, der sich gerne in einer Ahnenreihe wähnt, die von Strauß über Stoiber bei ihm selbst endet, empfiehlt Guttenberg, sich doch lieber ein Beispiel an seinem Vorbild zu nehmen: "Strauß selbst hätte im vorliegenden Fall sicher zur Gelassenheit geraten."

© SZ vom 26.7.2008/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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