Das Ringen um einen 50-Millionen-Euro-Notkredit für das insolvente Versandhaus Quelle hat in der CSU einen handfesten Hauskrach nach sich gezogen. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) attackierte am Dienstag seinen Parteifreund, Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.
"Die Bundesregierung, besonders die beiden betroffenen Ministerien, hat den Eindruck erweckt, als würde die bayerische Staatsregierung leichtfertig mit Steuergeldern umgehen", klagte Seehofer, ohne Guttenberg und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) namentlich zu nennen.
Sie hätten sich hingegen als Hüter der Ordnungspolitik und der Interessen der Steuerzahler geriert. Die tagelange Hängepartie bezeichnete Seehofer als "Trauerspiel". Auch in der Kabinettssitzung zuvor soll Seehofer seine "tiefe Verärgerung" deutlich gemacht haben, wie Teilnehmer berichteten.
Während Guttenberg am Dienstag davon sprach, die Bundesregierung habe erst am Tag zuvor die nötigen Zusagen bekommen, widersprach Seehofer: "Alle Fakten lagen seit letzter Woche auf dem Tisch." Bereits am Wochenende hatte Seehofer Guttenberg indirekt vorgeworfen, Unternehmensinsolvenzen zwar als Chance zum Neuanfang zu bezeichnen, im konkreten Fall aber die dafür nötige Hilfe zu verweigern.
Der Bund, Bayern und Sachsen hatten sich am späten Montagabend auf den Kredit für Quelle geeinigt, mit dem das Versandhaus seine Geschäft vorerst aufrechterhalten kann. Das Kabinett beauftragte die Landesförderbank LfA, den bayerischen Anteil von 21 Millionen Euro an Quelle zu zahlen.