Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost:Versierter CSU-Stratege

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Der CSU-Abgeordnete Reinhold Bocklet muss nichts mehr beweisen - er will aber noch einiges erreichen.

Wie jeder Mensch durchläuft auch ein Politiker bei seinem öffentlichen Wirken unterschiedliche Phasen. Reinhold Bocklet aus Gröbenzell muss mit 65 Jahren nichts mehr erreichen und anderen nichts mehr beweisen. Schließlich saß er zuerst 14Jahre im Europaparlament in Straßburg, war dann zehn Jahre lang Landwirtschafts- und dann Europaminister und gehört seit dem unerwarteten Rauswurf aus dem Kabinett Stoiber im Oktober 2003 als einfacher, aber loyaler und fleißiger CSU-Abgeordneter dem Landtag an. Dieses Amt will er für die nächsten fünf Jahre ebenso behalten wie seinen Stimmkreis, den er sich in harten innerparteilichen Auseinandersetzungen erkämpft hat.

CSU-Abgeordneter Reinhold Bocklet sitzt seit 1994 für die CSU im Landtag. (Foto: Foto: Günther Reger)

Bevor ein Arbeiter wie er loslässt, hat er noch einiges zu erledigen. So will er dafür sorgen, dass im CSU-Kreisverband, dessen Vorsitzender er seit 2005 ist, die nächste Generation in die Verantwortung nachrückt. Dabei kommt es ihm vor allem auf die Auswahl der "richtigen" Personen und auf "Kontinuität" an. Das sind Prozesse, bei denen Fingerspitzengefühl und Durchsetzungsvermögen gefragt sind.

Dass er dieses Geschäft beherrscht, führte Bocklet zuletzt bei der konfliktbeladenen Aufstellung des Landtagslistenkandidaten so manchem überraschten Delegierten vor. Alles lief ab, wie es vorher eingefädelt war. Keiner der Brucker Hoffnungsträger setzte sich durch, sondern der für mehr Zweitstimmen stehende Rundfunksprecher aus Landsberg.

Bocklet versteht sein Handwerk. Manchmal wird offenkundig, wie spitzbübisch und abgeklärt er agiert. Als kürzlich der Kreistag meinte, in seltener Einmütigkeit prüfen zu lassen, ob nicht das Staatsgut Roggenstein ein geeigneter Standort für ein Grünes Zentrum ist, ließ Bocklet, der selbst Kreisrat ist, verlautbaren, es gebe nur ein Grünes Zentrum in Puch oder keines. Basta. Er hatte sich vorher im Gegensatz zu anderen sachkundig gemacht.

Bocklets derzeitiges Lieblingsprojekt ist die Konversion des stillgelegten Brucker Luftwaffenflugfeldes. Hier kämpft er seit Jahren, zuerst im Hintergrund und inzwischen ganz offen, für die Ansiedlung von BMW und den Trabern. Es ist ein Paradebeispiel, wie man einen politischen Gegner, in diesem Fall die Zivilflieger, so geschickt ausbootet, dass diese lange nicht merken, was gespielt wird. Ein loyaler CSU-Abgeordneter kann dann sogar erreichen, eine CSU-Staatsregierung umzudrehen und dazu zu bringen, von Kabinettbeschlüssen und fest gegebenen Zusagen abzurücken.

"Ich denke vom Ergebnis her", sagt Bocklet. Das überzeuge am Ende die Leute mehr als schöne, leere Worte. Das mag erklären, weshalb Reden des Gröbenzellers so trocken und bürokratisch klingen, weshalb er nicht so beliebt ist wie andere. Es gehe ihm nicht darum zu sagen, was die Leute hören wollen, sondern wie die Sache ist. Als Landwirtschaftsminister handelte er sich so oft heftigen Widerstand der Bauern ein.

Bocklets Sachlichkeit ist eine Folge seiner Prägung als Europaabgeordneter. In dieser Funktion stand er, wie er im Rückblick meint, als Einzelkämpfer einer großen Bürokratie, der Kommission in Brüssel und den unterschiedlichen Interessen vieler Mitgliedsstaaten und Lobbyisten gegenüber. Im krassen Gegensatz hierzu steht nun seine Mitarbeit in der CSU-Landtagsfraktion.

Seine Partei definiert er als "Solidargemeinschaft", in der der einzelne Abgeordnete auf die Solidarität der anderen angewiesen ist. Sein drittes politisches Betätigungsfeld mit nochmals eigenen Gesetzen ist der Land- oder Stimmkreis. Hier gehe es vorrangig um Menschen, sagt er, die mit ihren persönlichen Problemen zu ihm kommen. Ist das Anliegen gerechtfertigt, kümmert er sich.

© SZ vom 13.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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