Stimmkreis Fürstenfeldbruck Ost:Linker Neuling

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Karsten Fischer trat erst im Januar in die Partei ein. Doch auf den ersten Blick passt er so garnicht zu den Linken.

Karsten Fischer entspricht so gar nicht dem Bild, das man sich gemeinhin von Vertretern der Linken macht. Nicht nur, weil er als Hobby Segeln angibt. Während andere Parteifreunde gerne gegen Hartz IV wettern, kommt dem 39-Jährigen das hässliche Wort kaum über die Lippen. Auf die Frage, was ihn zu seinem Engagement bei der Linken bewogen hat, nennt er zum einen die Bildungspolitik, die gerade in Bayern sträflich vernachlässigt werde.

Karsten Fischer gibt als Hobby Segeln an. (Foto: Foto: oh)

Zum anderen die Wirtschaftspolitik der rot-grünen Koalition, die vor allem den Großkonzernen zugute gekommen sei, während Kleinunternehmer und Selbständige allein gelassen worden seien. Fischer spricht da aus eigener Erfahrung, auch wenn er jetzt als Regisseur bei einem Fernsehsender fest angestellt ist: Der verheiratete gebürtige Frankfurter, der seit fünf Jahren in Mittelstetten lebt, hat lange als Freiberufler gearbeitet.

Fischer legt auch Wert darauf, dass er erst im Januar in die Partei eingetreten ist, als die Fusion der ehemaligen PDS mit der WASG längst vollzogen und aus der ehemaligen SED-Nachfolge- und Ostpartei eine gesamtdeutsche geworden ist. Dass er ein halbes Jahr später bereits einer von drei Kreisvorsitzenden und Landtagskandidat sein würde, hätte er damals selbst nicht gedacht.

Fischer und seine Mitstreiter übernahmen den Kreisverband in einer - wie er selbst sagt - "relativ verfahrenen Situation". Im ersten Jahr seit der Fusion hatten sich die Mitglieder vor allem in öffentlicher Selbstzerfleischung geübt und zwei komplette Vorstände verschlissen. Darüber hatten sie es versäumt, rechtzeitig mit der Sammlung der Unterschriftenlisten für die Kommunalwahl zu beginnen, mit dem Ergebnis dass die bereits nominierten Listen nicht zugelassen wurden.

Unter Fischer ist es ruhig geworden um die Linke im Landkreis; die Partei veranstaltet weder öffentliche Veranstaltungen, noch meldet sie sich in der Kreispolitik zu Wort. Das bedeutet laut Fischer aber nicht, dass der Streit nun - wie in den Vorgängerorganisationen PDS und WASG - in den Hinterzimmern weitergeführt wird. "Diejenigen, die sich immer bekriegt haben, haben sich zurückgezogen", sagt er.

Aber angesichts der dünnen Personaldecke von 39 Mitgliedern, von denen acht aktiv seien, wolle man sich auf den Wahlkampf konzentrieren, sprich: Plakate kleben und Informationsstände aufstellen. "Ich habe mir das einfacher vorgestellt", räumt er ein. Für die letzte Woche vor der Wahl sei außerdem eine Veranstaltung mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden Klaus Ernst geplant.

An den Infoständen, an denen er bisher gestanden ist, hat Fischer nach eigenen Angaben gemerkt, dass die Leute "erstaunlich positiv" auf die Linke reagierten. Man könne mit den meisten gut ins Gespräch kommen, sagt er. Viele, die nicht vorhätten, die Linke zu wählen, hätten ihm gesagt: "Gut dass ihr da seid, als Korrektiv."

Aktuelle Umfragen sehen die Linke in Bayern mit vier Prozent nicht im Landtag. Karsten Fischer glaubt dennoch, dass die Partei es schaffen könnte, schließlich sei die Linke in Niedersachsen auch unterschätzt wurden und dann überraschend auf fast sieben Prozent gekommen. Was seine eigenen Chancen angeht, ist er nicht so optimistisch. Er stehe auf Platz 14 der Oberbayern-Liste, sagt Fischer, und: "Ich gehe nicht davon aus, dass ich damit direkt im Landtag stehe."

© SZ vom 13.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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