SPD: Beck und Maget:Starke Worte hinter starken Mauern

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SPD-Chef Kurt Beck und der bayerische Spitzenkandidat Franz Maget nehmen auf der Veste Coburg die CSU ins Visier - und feuern.

Max Hägler

Nein, eine Ritterrüstung ist nicht wirklich das, womit SPD-Chef Kurt Beck in Verbindung gebracht werden will. In der Veste Coburg steht er gerade, es ist der letzte Tag seiner Sommerreise durch die halbe Republik. Das Cranach-Zimmer hat er sich gerade erklären lassen, den Salon der letzten Coburger Herzogin Adelheid, dazu Porzellanfiguren und goldgeschmückte Pferdeköpfe. Nun ist die Runde in diesem Saal mit mittelalterlichen Kampfutensilien angelangt.

SPD-Chef Kurt Beck und der bayerische Spitzenkandidat Franz Maget feuerten nur rhetorische Breitseiten auf die CSU ab. (Foto: Foto: ddp)

Ein paar Augenblicke dauert es, dann erkennen die Fotografen die Szenerie, die so gut zu passen scheint für den Parteichef und die SPD dieser Tage, sie bitten Beck und seinen Begleiter, den bayerischen Spitzenkandidaten Franz Maget, um ein Foto vor der Ritterrüstung. "Ach, das hatten wir schon tausendmal", sagt Beck. Er steht in der Tür, zögert. Blickt auf seinen Sprecher, der das Gesicht verzieht, und auf die zwei, drei Dutzend Journalisten, die die Szene beobachten. "Immer Rüstungen", sagt Beck schließlich, und es klingt, wie es vielleicht auch gemeint ist.

Weißbier und Wimpel

Wahrscheinlich sehnt er sich gerade zurück nach dem Vorabend. Mit 200 Sozis saß er im Coburger Café Anders, die Journalisten waren in der Minderheit, auf den Tischen standen rote Parteiwimpel. Über die Ignoranz, Arroganz und Selbstgerechtigkeit der CSU schimpfte er. "Bravo"-Rufe gab's und Weißbier. Man war irgendwie daheim, unter sich. Hier in der Burg ist es anders. Beck ist sie leid, die Texte über die Abwehrhaltung des Parteichefs und seine SPD, die seit Monaten nur noch in Abwehrhaltung ist. Nach ein paar Sekunden hat er sich entschieden, schlägt die Bitte um das Foto aus und macht sich weiter auf die Reise, sucht weiter nach Themen abseits von Linkspartei und Kanzlerkandidatur.

Wenn schon Politik, dann will Beck nicht über die SPD im Bund reden, sondern über die CSU. Denn das ist schließlich - zumindest bei dieser Durchreise in Oberfranken - auch seine Aufgabe: Hilfe für die bayerische SPD, die im Wahlkampf steckt. In gut einem Monat wird gewählt, und deshalb zieht er mit dem SPD-Spitzenkandidaten Franz Maget durch Nordbayern.

Die Burgen und alten Rathäuser hier in Oberfranken laden geradewegs ein zu knackigen Angriffen auf die Christsozialen, die sich ihrerseits eingeschossen haben auf Beck und die SPD angesichts der rot-rot-grünen Koalitionsklimmzüge von Andrea Ypsilanti in Hessen. "Die schlottern doch wie die Burgbewohner vor den Gespenstern", sagt Beck, inzwischen besser gelaunt, nach seinem Schnelldurchlauf durch die Veste Coburg. Und das Verhalten der CSU sei sowieso eine Frechheit. Der landeskundige Maget bekräftigt: "So ist es!"

Zwei Tage können Maget und Beck Stimmen sammeln. Auf dem Reiseprogramm stehen neben Coburg auch Bamberg, Würzburg und die kleine Gemeinde Gundelsheim, die seit den Kommunalwahlen einen jungen, roten Bürgermeister hat. Aber auf dem inhaltlichen Programm steht auch für Maget die Linkspartei. Auch für ihn ist es nicht einfacher geworden, seit Ypsilanti den zweiten Regierungsanlauf wagt. Maget will bei der Landtagswahl im September für seine SPD 20 Prozent plus X, will die Partei endlich zu einer starken Kraft im Maximilianeum machen. Am liebsten möglichst ungestört.

Wenn Beck durch die Gassen und Straßen läuft, umringt von Journalisten, bleibt Maget manchmal ein wenig zurück. Als ob ihm diese Wahlkampfhilfe nicht wirklich lieb ist. Und dann kommen immer wieder Fragen zur Debatte im Nachbarland Hessen: "Andrea Ypsilanti ist uns willkommen", meint er dazu, "sie kümmert sich aber derweil mehr um Hessen - und das ist gut so." Aber natürlich sei die SPD an sich eine Gesamtmarke. Eine Marke, zu der für Maget ein Wolfgang Clement genauso gehört wie Andrea Ypsilanti.

Diese Marke werde von der CSU zu Unrecht angegriffen in diesen Wochen. Hochmütig und selbstgerecht seien die Christsozialen, inzwischen käme aber auch noch mangelnder politischer Anstand hinzu, schimpft er immer wieder. Doch Maget scheint die Debatten sportlich zu nehmen, die aus Berlin und Wiesbaden in seinen Wahlkampf schwappen. "Wind ist immer gut, man muss nur die Segel richtig setzen, und zur Not muss man selber rudern", ist einer der Sätze in diesen Tagen.

Eine Viererkoalition aus SPD, FDP, Grünen und Freien Wählern wäre seine Wunschformation. An diesem Donnerstag vor der Veste klingen die Pläne aber ein bisschen bescheidener. "Es wäre schon ein Fortschritt, wenn die CSU die Macht teilen müsste."

© SZ vom 22.08.2008/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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