Sparkassenpräsident Naser:Ein Mann, der gerne taktiert

Lesezeit: 2 min

Der bayerische Sparkassenpräsident Naser hat im Verwaltungsrat der BayernLB genau jene Geschäftspolitik gutgeheißen, die nun in die Krise führte. Doch es scheint, er wolle sich aus der Verantwortung stehlen.

Klaus Ott

Siegfried Naser begibt sich gerne in Regionen, in denen die Luft dünn wird. Der Mainfranke aus dem idyllischen Winzerort Iphofen am Rande des Steigerwalds ist ein passionierter Bergsteiger. Er hat schon auf dem Aconcagua gestanden, dem mit knapp 7000 Metern höchsten Gipfel in Südamerika, und auf dem Matterhorn in der Schweiz.

Auch Siegfried Naser steht wegen der Landesbank-Krise unter Druck. (Foto: Foto: dpa)

Auch beruflich will der frühere Landrat von Kitzingen ganz hoch hinaus. Seit 2000 ist Naser Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes. Das klingt nach einem ruhigen, repräsentativen Job. Doch der ehemalige Kommunalpolitiker hat das Amt für globale Geschäfte genutzt. Mal war er in New York unterwegs, mal in Budapest, mal sonstwo.

Der 57-jährige Naser träumte davon, die Bayerische Landesbank (BayernLB) mit Zukäufen und einer Fusion in ein international agierendes Geldinstitut zu verwandeln, das im Finanzmarkt ganz oben mitspielt. Jetzt kam das böse Erwachen.

Die BayernLB, die je zur Hälfte den Sparkassen und dem Freistaat gehört, hat sich im weltweiten Wertpapierhandel böse verspekuliert und kann nur mit Milliardenhilfen überleben. Die Landesbank muss sparen, sie soll sich gesundschrumpfen, Entlassungen sind wohl unvermeidbar.

Viele Sparkassen wollen mit ihrem eigenen Kreditinstitut nicht mehr viel zu tun haben. Am Ende könnte die BayernLB sogar zu einem Übernahmekandidaten werden. Das Desaster hat bereits Ex-Vorstandschef Werner Schmidt den Job gekostet, als Nächster geht nun Finanzminister Erwin Huber.

Auch für Naser dürfte die Luft dünn werden. Er hat als Sparkassenpräsident die Expansion der Landesbank verfolgt, mit Zukäufen, die nicht immer sinnvoll waren. Und er sitzt seit Jahren im Kontrollgremium der BayernLB, dem Verwaltungsrat, an führender Stelle.

Der Sparkassenchef und der Finanzminister wechseln sich im Vorsitz ab. Der Verwaltungsrat hat lange Zeit jene Geschäftspolitik gutgeheißen, die nun ins Unglück führte. Als das Unglück begann, versuchte Naser sogar noch, die Notlage zu nutzen, um der CSU-Regierung Zugeständnisse abzuringen. Aus der BayernLB sollte durch die Fusion mit der Landesbank Baden-Württemberg das zweitgrößte deutsche Finanzinstitut werden. Den Ernst der Lage hat der Sparkassenchef zu spät erkannt.

Jetzt sieht es so aus, als wolle sich Naser auf Kosten anderer aus der Verantwortung stehlen. Bei einem Krisentreffen der Sparkassen attackierte er den ohnehin angeschlagenen Finanzminister Huber. Aus der CSU, mit deren Hilfe er Karriere gemacht hat, ist Naser ausgetreten, um seine "politische Neutralität" zu beweisen.

Neue Freunde bei Freien Wählern, Grünen und FDP, die in Bayern erstarkt sind und nun auch im Sparkassenlager mitreden, dürfte ihm das kaum bringen. Und die alten Parteifreunde könnten sich leicht abwenden, auch wegen der Art und Weise, in der Naser seinen Austritt verkündete. Seine Frau bleibe ja in der CSU, ließ er wissen. Naser taktiert gerne und hält sich alle Optionen offen. Mit seiner Frau geht er in den heimischen Weinbergen spazieren, wenn er es etwas gemütlicher haben will. Dafür hat Naser vielleicht bald mehr Zeit, als ihm lieb ist.

© SZ vom 23.10.2008/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: