Sarkozy besucht Niederbayern:Global Player Straubing

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Nicolas Sarkozy kommt nach Bayern. Ein Hinterbänkler hat es geschafft, dass ausgerechnet Straubing der Ort sein wird, auf den die Weltpresse dann schaut.

Hans Kratzer

Am 3.März wird Straubing in den Mittelpunkt des Weltgeschehens rücken. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Ernst Hinsken hat es tatsächlich geschafft, den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Gipfeltreffen nach Niederbayern zu locken.

Man darf zweifeln, ob Sarkozy weiß, wo Straubing liegt. (Foto: Foto: Reuters)

Zwar ist Hinsken im Bundestag nur ein Hinterbänkler, aber als Strippenzieher und Bayerwald-Lobbyist ist er dermaßen umtriebig, dass ihm die Lokalpresse den Ehrentitel "Bayerwald-Turbo" verliehen hat. Mit Hinskens Coup geht nun in Erfüllung, was eine Arnschuisserin (Erntehelferin) aus dem Böhmerwald schon vor Jahrzehnten geahnt hat: "Die Straubinger hamm so einen schönen Mondschein, nur wir hamm einen schiefen!"

Bei allem Neid auf soviel Glorie aber bleibt festzuhalten: Selbst der Global Player Straubing leuchtet nicht immer. Deshalb sollte der gute Hinsken die Staatsgäste nicht mit dem Zug in den Gäuboden schicken. Leider ist es schon 40 Jahre her, dass von Straubing aus Direktzüge in Städte fuhren, die auf gleicher Augenhöhe sind - und selbst das war unbequem: "Hopfazupfa hint einsteigen", rief der Schaffner. Hopfenzupfer reisten damals im Viehwaggon.

Wer heutzutage von Straubing nach Wien reisen will, muss sich zuerst nach Plattling begeben, obwohl der Zug vorher durch Straubing fährt - nur anhalten mag er nicht. Wer aber von München herkommt, muss den Zug nach Einbruch der Dunkelheit an der Endstation Neufahrn verlassen. Immerhin, es wäre ein hübsches Bild: Wie der kleine Sarko und sein langes Gspusi Carla Bruni fluchend und vom Mond beschienen durch den Gäuboden latschen.

Ob die Bruni überhaupt dabei ist, weiß allerdings noch keiner. Bekannt ist nur, dass Sarkozy und Merkel einen Spaziergang über den historischen Stadtplatz machen wollen. Vielleicht wird der Präsident einen Schluck Agnes-Bernauer-Magenbitter aus der Theresien-Apotheke probieren, aber den wird er vermutlich auch brauchen.

Dummerweise sind die Straubinger Schaufenster mit Schildern zugepappt, auf denen protzig "Sale" geschrieben steht statt "Schlussverkauf", wie es früher der Brauch war. Sarkozy wird die Augen weit aufreißen. "Sale" heißt auf Französisch "schweinisch, dreckig". Wenn Straubing den Niederbayern nur keine Schande macht.

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© SZ vom 21.01.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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