Randersacker:"Hitlerturm" wird magischer Ort des Weins

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Aus einem zur Nazizeit errichteten Bauwerk in Unterfranken soll eine Touristenattraktion werden: An diesem Freitag weiht der Fränkische Weinbauverband mit der Landesanstalt für Weinbau den ehemaligen "Hitlerturm" in Randersacker als "magischen Ort des Frankenweins" ein. Der Turm wurde 1933 errichtet und trug den Namen von Adolf Hitler. Er wurde für kultische Zwecke der Nazis sowie als Fahnen- und Flakturm genutzt. Jetzt wird der Turm zum Teil eines Projekts, für das der Weinbauverband den Namen "Terroir F" geprägt hat. So nennt der Verband Orte, "die einen in der Landschaft lesen lassen wie in einem offenen Buch". Bisher gibt es zehn solcher "magischer Orte" in Franken. Sie sollen den Angaben zufolge das Gefühl vermitteln, "seit Langem mit dieser Landschaft befreundet zu sein".

Nach Forschungen des ehemaligen Kreisheimatpflegers Herbert Haas hatte ein NSDAP-Ortsgruppenleiter die Idee eines Turms "zur Ehre des Volkskanzlers Adolf Hitler". Ziel sei es gewesen, diesem einen optimalen Ausblick ins Maintal zu gewähren. In die Fassade eingearbeitet wurde die Jahreszahl 1933 sowie 2,25 Meter hohe Hakenkreuze. Nachdem der Turm fertiggestellt war, trafen sich dort unter anderem die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädel zu verschiedenen Veranstaltungen. Nach 1945 sollte der Turm zunächst gesprengt werden. Nachdem die Hakenkreuze herausgebrochen wurden, verzichtete man aber darauf. Seit 1989 steht der Turm unter Denkmalschutz. 2013 entstand die Idee, das heute "Sonnenstuhlturm" genannte Bauwerk zu einem Projekt des "Terroir F" zu machen. "Ich finde das gut und richtig, wenn man gerade mit so einer Vergangenheit so umgeht", sagte der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes, Artur Steinmann, dem Evangelischen Pressedienst. Mit entsprechenden Tafeln soll auf die Geschichte des Turmes hingewiesen werden.

© SZ vom 09.09.2016 / prz, epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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