Quelle:Überraschend solvent

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Quelle könnte nach dem Ausverkauf den Millionen-Kredit des Freistaats zurückzahlen - doch die Banken blockieren.

Uwe Ritzer und Mike Szymanski

Irgendwo steht noch ein Container herum, prall gefüllt mit 6000 künstlichen Christbäumen. Ob diese jetzt noch einen schnellen Abnehmer finden, darf bezweifelt werden. Trotzdem: Der große Ausverkauf beim insolventen Versandhaus Quelle ist insgesamt gar nicht so schlecht gelaufen. Und das ist vor allem eine gute Nachricht für die Staatsregierung. Quelle schuldet dem Bund und den Ländern Sachsen und Bayern noch insgesamt 50 Millionen Euro.

Der Ausverkauf bei Quelle hat viel Geld in die Kassen gespült. (Foto: Foto: ddp)

Als Notkredit war das Geld gewährt worden. Doch auch das Darlehen konnte Quelle nicht mehr helfen. Im Oktober kam das endgültige Aus, und Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) dämpfte die Erwartung, dass der Steuerzahler das Geld rasch wiedersieht. Wohl erst in zwei oder drei Jahren werde es in die Staatskasse zurückfließen, sagte Bayerns Haushälter. Falls überhaupt. Nun ist nach Informationen der Süddeutschen Zeitung plötzlich doch Geld bei Quelle zu holen. Die Banken halten nur noch die Hand drauf.

Internen Dokumenten zufolge geht die Staatsregierung davon aus, dass genug Geld vorhanden ist, um den Kredit "vollständig" zurückzuzahlen. "Die Rückführbarkeit ist aktuell gegeben", heißt es darin unter Berufung auf Zahlen des Insolvenzverwalters.

Wie die SZ weiter erfuhr, liegt das Geld auf einem Treuhandkonto und dient als Sicherheit. Es könnte an den Freistaat überwiesen werden. Allerdings haben zunächst die Banken Zugriff. Valovis, die Commerzbank und die BayernLB haben als sogenannte Factoring-Banken die Waren der Quelle vorfinanziert und viele Rechnungen offen.

Im Versandhandel ist es üblich, dass ein großer Teil der Kunden später und auch gerne in Raten zahlt. Factoring-Banken kaufen diese Forderungen auf und strecken Geld vor. Die 50 Millionen Euro dienen den Banken als Sicherheit. Theoretisch bestünde die Möglichkeit, dass das Treuhandguthaben so lange blockiert bleibt, bis alles bezahlt ist - so heißt es in Regierungskreisen.

Aber so lange will die Staatsregierung nicht warten. Einem internen Bericht zufolge sei nicht mehr davon auszugehen, dass die Banken die 50 Millionen Euro als Sicherheit weiter bräuchten. Der Freistaat dagegen benötigt jeden Euro. Finanzminister Fahrenschon hat alle Reserven auflösen müssen, um den Haushalt auszugleichen.

In den nächsten Monaten will die Staatsregierung einen Teil des Geldes zurückhaben. Im Finanzministerium will man sich dazu nur so weit äußern: "Wir sind immer davon ausgegangen, dass wir das Geld zurückbekommen." Auch im Wirtschaftsministerium zeigt man sich zuversichtlich.

Der Notkredit für Quelle war umstritten. Wochenlang wurde zwischen Berlin und München um die Staatshilfe gerungen. Berlin zögerte, weil die Ministerien dort Zweifel hatten, ob Quelle das Geld überhaupt werde zurückzahlen können. Schließlich verständigten sich alle Beteiligten Ende Juni auf einen Massekredit - der gilt in der Regel als sicher, weil er aus der Insolvenzmasse im Falle eines Scheiterns zuallererst zurückbezahlt wird.

Von den 50 Millionen Euro gewährte Bayern 21 Millionen Euro und Sachsen vier, der Bund den Rest. Der Bund setzte durch, dass er zuerst sein Geld zurückbekommt, dann kriegt Sachsen Geld und zum Schluss erst Bayern. Trotz aller Versicherungen des Insolvenzverwalters, das Geld könne in jedem Fall zurückgezahlt werden, zeichneten sich bald Zahlungsschwierigkeiten ab.

Der große Ausverkauf bei Quelle spülte aber wieder Geld in die Kasse. Ursprünglich standen Waren im Gesamtwert von 160 Millionen Euro zum Ausverkauf. Davon lagerten kurz vor Weihnachten noch Güter im Wert von 50 Millionen Euro in den Lagern, die jetzt meist an große Zwischenhändler im In- und Ausland verhökert werden. Der Ausverkauf der Quelle-Lager geht unterdessen weiter. "Was noch da ist, wird containerweise verkauft", sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters.

© SZ vom 20.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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