Prozess:Gewaltorgie im Keller

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Ein 51-Jähriger Maschinenbaumeister soll seine Stiefmutter gefoltert, missbraucht und zerstückelt haben.

Olaf Przybilla

Nein, sagt der 51 Jahre alte Maschinenbaumeister Harald G. aus dem fränkischen Weinort Volkach, als er nach Hause kam, habe er noch keinen bestialischen Plan im Kopf gehabt.

Harald G. soll seine Stiefmutter vergewaltigt und zu Tode gefoltert haben. (Foto: Foto: dpa)

Nur ein offenes Gartentürchen habe ihn kurz in Rage gebracht, räumt er am Dienstag vor dem Würzburger Schwurgericht ein. Als ihn seine 74-jährige Stiefmutter später aber noch mit Kritik an "angeblichen Frauengeschichten" überhäufte, habe er sie im Affekt erschlagen und ihren Leichnam anschließend entwürdigt.

Die Staatsanwaltschaft dagegen spricht von einem der schwersten Gewaltdelikte in der Geschichte der Würzburger Justizbehörden. Sie wirft Harald G. vor, seine Stiefmutter unter Vorwand in den Keller gelockt, sie bei lebendigem Leib mehrere Stunden lang mit Folterwerkzeugen gequält und sich an ihr sexuell vergangen zu haben.

Die Klageschrift listet das Instrumentarium auf, dessen sich der als ruhig und unauffällig beschriebene Maschinenbaumeister bedient haben soll. Im Keller des Volkacher Hauses fanden die Ermittler Elektroschocker, Seilzüge, Peitschen und verschiedene Spieße.

Brutal gefoltert?

Laut Staatsanwaltschaft soll der Mann seine Stiefmutter mehrere Stunden lang mit einer Kette an der Kellerdecke aufgehängt haben. Mindestens hundert Schläge und Peitschenhiebe zählte ein gerichtsmedizinisches Gutachten sowie mehrere Stiche in besonders empfindliche Körperteile.

Der Anklage zufolge könnte die Frau noch gelebt haben, als der Mann angefangen habe, ihren Körper in Stücke zu teilen. Nach der Abtrennung von Kopf und Gliedmaßen soll der Täter vergeblich versucht haben, Teile des Leichnams mit Hilfe eines Gartenhäckslers zu zerstückeln.

Die Polizei fand den Leichnam zwei Tage nach der Tat in einer Gartentonne des gemeinsamen Volkacher Anwesens.

Ein Streit um dieses Haus soll laut Anklage das Motiv für den Mord gewesen sein. Nach dem Tod seines leiblichen Vaters habe der Sohn lediglich mietfrei in dem Haus leben dürfen, das er nahezu ausschließlich für seinen Vater gebaut hatte.

Erbin war jedoch die Stiefmutter, für Reparaturen hatte der Sohn aufzukommen. Im Laufe der Jahre habe der Mann deshalb "tiefe Hassgefühle gegen die Stiefmutter" entwickelt. Der Maschinenbaumeister widersprach dieser Darstellung der Staatsanwaltschaft.

"Fortwährende Kritik am Lebenswandel"

Dass sein Vater die neue Ehefrau als Erbin eingesetzt habe, sei für ihn "selbstverständlich" gewesen. Zwar soll ihm die Stiefmutter durch fortwährende Kritik an seinem Lebenswandel "das Leben zur Hölle gemacht" haben. Die Absicht, die Stiefmutter zu töten, habe er aber nie gehegt.

Am Abend der Tat soll die Stiefmutter den Mann mehrfach wegen einer zu hohen Wasserrechnung kritisiert und dafür auch die angeblichen Liebschaften des Mannes verantwortlich gemacht haben. Die Stiefmutter soll ihm dabei auch ein sexuelles Verhältnis mit seiner verstorbenen Mutter unterstellt haben - als Grund für sein "unglückliches Liebesleben".

Auf diese Vorwürfe hin will der 51-Jährige die Stiefmutter dann im Affekt erschlagen haben. Als ihm klar geworden sei, damit auch sein eigenes Leben zerstört zu haben, habe er versucht, der Leiche "die letzte Ehre zu nehmen".

Er sei davon ausgegangen, die Frau sei beim Einsatz der Folterwerkzeuge bereits tot gewesen. Peitschen, Ketten und Seilzüge habe er zuvor angeschafft, um "sadomasochistische Bedürfnisse" zu befriedigen, die er mit Prostituierten ausgelebt haben will.

© SZ vom 13.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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