Priesterseminar Augsburg:Versetzung eines Unbeugsamen

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Augsburgs Bischof Mixa wechselt den Leiter seines Priesterseminars aus - zum vierten Mal in sechs Jahren.

Monika Maier-Albang

In der Führung des Priesterseminars der Diözese Augsburg steht zum 1. April 2009 ein personeller Wechsel bevor", teilte die Pressestelle des Bistums Augsburgs unlängst mit. Überraschend kam diese Personalie für viele Priester des Bistums freilich nicht.

Hat eine besondere Vorliebe für die Überfrommen: Bischof Mixa. (Foto: Foto: dpa)

Man hat sich eher gewundert, dass der Leiter des Priesterseminars, Christian Hartl, es dort so lange unter einem Bischof wie Walter Mixa ausgehalten hat, dessen Regenten im Schnitt so oft wechseln wie Regierungen in Italien.

Drei Regenten innerhalb von sechs Jahren hat Mixa bereits während seiner Amtszeit als Bischof in Eichstätt verschlissen. Das ist Rekord im deutschen Episkopat. Der erste stellte nach einem Jahr unter Mixa sein Amt zur Verfügung, weil der Bischof über dessen Kopf hinweg einen Bewerber aufgenommen hatte. Der zweite blieb immerhin vier Jahre. Der dritte, Josef Blomenhofer, ging nach einem halben Jahr, nachdem Mixa zuvor den Spiritual des Seminars, den Jesuiten Clemens Löcher, fristlos gekündigt hatte.

Eskaliert war der Streit damals wegen eines Seminaristen, der "aus Gewissensgründen" die Kommunion nur mit dem Mund und kniend empfangen wollte. Der Regens entließ den Mann, der Bischof soll ihn tobend zurückgeholt haben. Unter solchen Vorzeichen wollte der Regens nicht weitermachen.

Der Augsburger Regens Christian Hartl, der nun durch Mixas persönlichen Referenten Martin Straub ersetzt wird, war drei Jahre unter Mixa tätig. Nun soll er, wie auch der bisherige Subregens Josef Kühn, eine Pfarrei übernehmen. Die offizielle Begründung des Bistums ist, was Hartl betrifft, ohnehin sehr offenherzig. Die Versetzung erfolge, "weil es in Einzelfällen zu unterschiedlichen Bewertungen von Kandidaten gekommen ist".

Was wohl nichts anderes heißt, als dass der Regens nicht alle Kandidaten aufnehmen oder im Seminar behalten wollte, die sein Bischof für geeignet hielt. Männer, die zwar "fromm bis überfromm" sind, wie es ein Augsburger Priester formuliert, von denen die Verantwortlichen im Seminar aber denken, dass sie der Arbeit als Seelsorger nicht gewachsen sind.

Hartl, der bei Mixas Vorgänger Viktor Josef Dammertz Sekretär war, leitete das Augsburger Seminar seit fünf Jahren, zuvor war er drei Jahre Subregens. Kollegen beschreiben ihn als einen Regens, der verantwortungsvoll mit den Leitlinien der deutschen Bischofskonferenz zur Priesterausbildung umgegangen sei.

Die Bischöfe versichern darin, dass bei den Bewerbern nicht nur auf theologisches Fachwissen und spirituelle Tiefe, sondern auch auf die charakterliche Eignung geachtet wird, etwa in Fragen der Sexualität. Allerdings kann jeder Bischof de facto die Rahmenordnung nach eigenem Ermessen umsetzen. Und aus Rom, so klagt einer, der Priester ausbildet, kämen widersprüchliche Signale: einerseits die Aufforderung, man möge bei den Bewerbern genau hinsehen. "Andererseits machen Bischöfe Karriere, die ein volles Seminar um jeden Preis haben."

Im Augsburger Klerus sorgt man sich nun, dass die Versetzung von Hartl für das Seminar einen Richtungswechsel bedeutet: dass Quantität vor Qualität gesetzt wird, dass das Seminar ein Sammelbecken für jene wird, die andernorts abgelehnt wurden. Für den 44-jährigen Hartl dürfte es ein schwacher Trost sein, dass jede Bischofszeit irgendwann endet. In Eichstätt ist einer der Geschassten heute Caritas-Direktor. Den Jesuiten Löcher hatte der Mainzer Bischof Karl Lehmann bereits 2002 zu sich ins Seminar geholt. Und Josef Blomenhofer ist in der Eichstätter Nach-Mixa-Ära zum Domkapitular aufgestiegen.

© SZ vom 21.01.2009/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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