Politikum:Putins Diener

Lesezeit: 1 min

Horst Seehofer hat in Moskau bewiesen: Die Außenpolitik ist eine Spur zu groß für ihn

Von Daniela Kuhr

Als Horst Seehofer vergangene Woche nach Russland aufbrach, wirkte der CSU-Chef fast trotzig. Es sei sein gutes Recht, den russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin zu besuchen, hatte er schon im Vorfeld der Reise jedem gesagt, der es wagte, den Besuch zu kritisieren. Es sei sogar seine Pflicht, als Ministerpräsident müsse er die Interessen seines Landes vertreten. Nach dem Treffen mit dem Staatspräsidenten zeigte Seehofer sich noch überzeugter vom Sinn der Reise. Er lobte Putin als "nobel". Und die "Schießereien" in der Ukraine wollte er nicht überbewerten. Alles prima also - fand zumindest der Ministerpräsident.

Inzwischen sind ein paar Tage vergangen. Tage, in denen durch russische Luftangriffe eine große Zahl von Zivilisten in Syrien getötet wurde. Mehrere Zehntausend Syrer sind in Richtung Türkei geflohen. Und was sagt Seehofer dazu? Es sei selbstverständlich, dass er "als Vorsitzender einer Regierungspartei in einer Welt voller Krisen den Dialog zur Überwindung von Konflikten suche. Dafür werde ich mich niemals entschuldigen." Kein Wort dazu, dass Russland mit den jüngsten Bombardements eben jene Flüchtlingskrise anheizt, die er doch so dringend lindern will.

Das Credo des CSU-Chefs, man müsse gerade mit schwierigen Menschen im Gespräch bleiben, mag ja richtig sein. Doch das heißt nicht, dass man nicht auch mal klare Worte sprechen muss und ein "So nicht". In Moskau sagte Seehofer, er habe sich noch nie instrumentalisieren lassen. Was für ein Irrtum. Spätestens bei diesem Besuch hat er es: Putin jedenfalls kam es sehr gelegen, dass er mit ihm einen Gast empfing, der nicht nur die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisiert, sondern auch die von ihr befürworteten Sanktionen gegen Russland. Wenn dieser Besuch in Moskau eines gezeigt hat, dann dies: Die Reise war eine Nummer zu groß für Seehofer.

Aus seiner Verärgerung über Merkel heraus hatte der CSU-Chef in Kreuth kürzlich gesagt: Seine Beobachtung sei, dass "Kanzler im fortgeschrittenen Amtsstadium nur noch an sich selbst glauben". Ob er wohl schon mal daran gedacht hat, dass das vielleicht auch auf Ministerpräsidenten zutreffen könnte?

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: