Politikum:Fein, Säuberlich!

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Die SZ hat Gesundheitsministerin Melanie Huml vorgeworfen, die Welt mit unwichtigen Pressemitteilungen zu überfluten. Jetzt listet ihr Pressesprecher minutiös auf, dass auch die SZ sich gerne aus dem Fundus bedient. Erwischt!

Von Wolfgang Wittl

Die Leser-Blatt-Bindung stellt für Zeitungsmacher ein Gut dar, das in der unaufhaltsamen Technisierung der Medienlandschaft gar nicht mehr hoch genug einzuschätzen ist. Sie soll die emotionale Verbundenheit des Lesers mit seiner - im Idealfall - Lieblingslektüre zum Ausdruck bringen. Hin und wieder gipfelt diese Liebe in einem Leserbrief, der die Schreiber dieser Lieblingslektüre wie dumpfe Einfaltspinsel aussehen lässt. Aber manchmal kommt auch nette Rückmeldung, so wie dieser Tage von Herrn Säuberlich.

Jörg Säuberlich, das sollte man vielleicht erwähnen, ist neben seiner Funktion als Zeitungsleser auch der Pressesprecher von Gesundheitsministerin Melanie Huml. Diese musste sich von der SZ unlängst vorwerfen lassen, einen Ausstoß an Pressemitteilungen zu produzieren, mit dem es nicht einmal Markus Söder aufnehmen könne. Bedauerlicherweise fänden die Mitteilungen jedoch selten Niederschlag, hieß es. Also waltete Jörg Säuberlich seines Amtes und tat, was er tun musste: Er parierte diesen unbotmäßigen Angriff mit feiner Klinge.

Säuberlich durchforstete den dichten Wald an Zeitungen und Online-Portalen, durchaus mit großem Erfolg: Mehr als 70 Belege schickte er der SZ nun mit Pressemitteilungen, die es in den vergangenen Wochen in die Öffentlichkeit geschafft hatten, und zwar "ohne den Anspruch auf Vollständigkeit". Auch sueddeutsche.de listete Säuberlich als Verbreiter der Humlschen Botschaften auf. Sein Fazit: Man könne "also zuversichtlich sein, dass die Bayern über die Themen Gesundheit und Pflege gut informiert werden - auch dank der SZ".

Angesichts der erdrückenden Beweislage sei hiermit klargestellt: Zweifellos sind die Mitteilungen aus dem Gesundheitsministerium von elementarer Bedeutung - egal ob der Hinweis auf die Unverzichtbarkeit von Sonnencreme, auf den Weltgesundheitstag oder auf einen Krankenkassenreport. Jede Pressemitteilung, liebes Gesundheitsministerium, hat es verdient, groß herauszukommen. Und kein anderes Ressort versteht es sympathischer, die eigene Position ins rechte Licht zu rücken. Dass Huml in dem besagten Beitrag als anerkannte Fachpolitikerin bezichtigt wurde, blieb zum Glück unwidersprochen.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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