Es könnte gut sein, dass die abfälligen Reaktionen des CSU-Establishments (und auch der meisten Medien) auf die Kandidatur von Gabriele Pauli für den Partei-Vorsitz etwas voreilig gewesen sind.
Der Tenor dieser Reaktionen lässt sich ungefähr so zusammenfassen: Jetzt macht sich die Dame endgültig lächerlich. Nach einer aktuellen Umfrage des Forsa-Instituts sehen die CSU-Anhänger das aber offenbar völlig anders. 56 Prozent von ihnen befürworten danach Paulis Kandidatur, 15 Prozent wünschen sie sich sogar zur neuen Chefin.
Wenn die Fürther Landrätin beim CSU-Parteitag im September auch nur in die Nähe dieser Marke kommen sollte, wäre das ein sensationelles Ergebnis, möglicherweise mit Langzeitfolgen. Pauli würde damit politisch teilweise rehabilitiert, nachdem sie sich mit unseriösen PR-Gags wie ihren Latex-Fotos selber ins Abseits manövriert hatte.
Die unerwartete Resonanz auf ihre Kandidatur hat schon jetzt die Schlachtordnung in der CSU völlig durcheinandergebracht. Das Opfer dürfte vermutlich Horst Seehofer sein, der genauso gut bis September Urlaub machen könnte, statt sich auf eine schweißtreibende Tour durch Bayerns Bierzelte zu begeben. Denn Pauli wird vor allem aus seinem Lager Stimmen abziehen, die CSU-Traditionalisten wählen ohnehin Erwin Huber.
Noch interessanter wird sein, was Pauli anschließend macht. Sieht sie ihre Mission dann als beendet an, vielleicht allein deshalb, weil ihr der Medien-Hype einen neuen Job beschert?
Oder landet sie am Ende doch noch woanders, bei den Freien Wählern zum Beispiel? Denen war Pauli bisher höchst suspekt. Das könnte nach einem achtbaren Ergebnis auf dem CSU-Parteitag ganz anders aussehen.