Passionsspiel:Oberammergauer brüskieren Stückl

Mit einem Bürgerentscheid wollen die Oberammergauer gegen die veränderten Aufführungszeiten ihres Passionsspiels vorgehen. Der Spielleiter nimmt das persönlich.

Sabine Buchwald

655 Stimmen, um die Hälfte mehr als notwendig, haben die Betreiber des Bürgerbegehrens dem Gemeinderat vorgelegt. Der hatte vor mehr als einem Jahr beschlossen, das Passionsspiel in die Abendstunden zu verlegen - entsprechend dem Wunsch von Regisseur Christian Stückl.

Passionsspiel in Oberammergau (Foto: Foto: dpa)

Bislang fanden die Aufführungen mit Pause jeweils von 9.30 bis 17.30 Uhr statt. Für die kommende Passionsspielzeit 2010 ist ein Zeitrahmen von 14.30 bis 22.30 Uhr geplant. "Für mich ist das eine Katastrophe"', sagt Christian Stückl. Er denke ernsthaft darüber nach, das Amt des Spielleiters aufzugeben, falls die Bürger gegen die Abendstunden stimmten.

Für Stückl, der schon 1990 und 2000 inszenierte, stehen künstlerische Erwägungen im Vordergrund. "Ich möchte die Kreuzigung und die Auferstehung in die Nacht bringen." Außerdem wären die Zeiten für Darsteller, die außerhalb arbeiten, besser zu bewältigen.

"Wir glauben, es ist für Schauspieler und Zuschauer eine Strapaze", sagt hingegen Max Heigl, Mitinitiator des Bürgerbegehrens. Mehr als die Hälfte der Besucher seien mehr als 60 Jahre alt. Auch die Zimmervermieter müssten darunter leiden. Er betonte, dass er nichts gegen Stückl habe.

"Es ist nicht Heigls erste Unterschriftenaktion gegen mich", erzählt der Spielleiter. "Er und ein paar andere stellen sich gegen jede Neuerung." Ihn ärgere besonders, dass sie ein Jahr nach dem Gemeinderatsbeschluss aktiv werden. Viele Prospekte seien schon gedruckt.

© SZ vom 27.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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