Passau:Panne im Fall Mannichl

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Im Fall des niedergestochenen Polizeichefs hat die Staatsanwaltschaft der rechten Szene den Namen einer Zeugin bekanntgegeben: Er stand im Haftbefehl gegen zwei rechtsradikale Verdächtige.

A. Ramelsberger

Die Staatsanwaltschaft Passau hat den Namen einer Zeugin im Fall Mannichl offenbar versehentlich der rechtsextremen Szene bekanntgegeben. Der Name der Frau fand sich in dem Haftbefehl gegen zwei Verdächtige, die am Tattag in der Nähe des Hauses des niedergestochenen Passauer Polizeipräsidenten Alois Mannichl gesehen worden sein sollen. Der Verdacht bestätigte sich nicht, doch seither ist der Name der Zeugin bekannt.

Im Fall des Passauer Polizeichefs Mannichl kam es offenbar zu einer Justizpanne. (Foto: Foto: ddp)

Der Anwalt des verdächtigen Ehepaars aus München, André Picker aus Dortmund, bestätigte der SZ, dass der Name der Frau auf dem Haftbefehl stand. Den habe nicht nur er, sondern auch sein Mandant, der in rechtsextremen Kreisen bekannte Manuel H., gelesen. "Das ist nichts Ungewöhnliches", sagte Picker. "Wenn der Staatsanwalt einen Haftbefehl will, dann muss er auch Ross und Reiter nennen. Denn vor Gericht müssen die Zeugen ohnehin aussagen. Eine Justizpanne wäre das nur, wenn man der Frau Vertraulichkeit zugesichert hätte."

Weder das Landeskriminalamt in München noch die Staatsanwaltschaft Passau wollen dazu Stellung nehmen. Normalerweise findet sich auf einem Haftbefehl der Haftgrund und die Begründung dafür - die Namen der Zeugen sind nicht dringend erforderlich. Immer wieder befürchten Zeugen, dass nach Akteneinsicht der gegnerischen Anwälte ihr Namen bei deren Mandanten landet und sie bedroht werden. Gegenüber der Nachrichtenagentur AP erklärte ein nicht namentlich genannter Ermittler aus Passau: "Das hätte nicht sein müssen."

Unterdessen hat stern.de für Aufregung gesorgt, weil es von Bedrohungen gegen die Zeugin berichtete. Die Frau aus Passau habe darüber geklagt, dass sie danach von einem Mann bedroht worden sei, der ihr "schöne Grüße vom Chef" ausgerichtet habe, sie solle ihre Aussage zurückziehen.

Allerdings gelten die Aussagen der Frau nicht als wirklich belastbar. Es ist dieselbe Frau, die auch die aufsehenerregenden Tätowierungen in Form einer Schlange und eines Kreuzes beobachtet haben will, nach deren Trägern die Polizei nun seit Wochen bundesweit sucht, allerdings ohne Erfolg.

Das Innenministerium bemüht sich, die Spekulationen im Fall Mannichl zu dämpfen. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rief nicht nur die Ermittler dazu auf, keine Informationen mehr in die Öffentlichkeit zu geben. Er riet auch dem Opfer der Messerattacke zu mehr Zurückhaltung. "Ich glaube, auch Herr Mannichl ist gut beraten, die Ermittlungsarbeit seiner Kollegen nicht durch öffentliche Interviewaussagen zu erschweren", sagte Herrmann in Mannichls Heimatzeitung, der Passauer Neuen Presse.

Mannichl hatte Fragen, ob es sich bei dem Messerstich auch um die Folge eines häuslichen Streits handeln könne, in Interviews "Quatsch" genannt.

© SZ vom 14.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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