Oberpfalz:Pfarrer soll Kind missbraucht haben

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Ein 39 Jahre alter Geistlicher aus dem Kreis Regensburg soll jahrelang ein Kind sexuell missbraucht haben - und das nicht zum ersten Mal.

Katja Auer

Ein wegen Kindesmissbrauchs vorbestrafter katholischer Pfarrer soll sich im oberpfälzischen Riekofen (Kreis Regensburg) erneut an einem Buben vergangen haben. Am Donnerstag wurde der 39 Jahre alte Geistliche wegen Fluchtgefahr verhaftet. Der Mann wird laut Justizpressestelle Nürnberg verdächtigt, in den Jahren 2003 bis 2006 einen Ministranten sexuell missbraucht zu haben.

(Foto: Foto: dpa)

Erst im Juli war bekannt geworden, dass der Pfarrer vor acht Jahren in Viechtach (Kreis Regen) zwei Buben missbraucht hatte. Das bischöfliche Ordinariat in Regensburg hatte ihn dennoch wieder als Seelsorger eingesetzt. Man halte den Vorfall für "juristisch und therapeutisch aufgearbeitet", hieß es, von dem Geistlichen gehe keine Gefahr mehr für Kinder aus.

Generalvikar Michael Fuchs fuhr sogar nach Riekofen und feierte die Sonntagsmesse. Anschließend erzählte er der kleinen Gemeinde von der Vorgeschichte des beliebten Pfarrers.

Nach Angaben der Nürnberger Justiz waren nun Hinweise aus der Bevölkerung Auslöser für die Ermittlungen. Kurz nach dem Bekanntwerden der Vorgeschichte Ende Juli, hatte der Pfarrgemeinderat in Riekofen einen Vortragsabend zum Thema Kindesmissbrauch veranstaltet. "Wir wollten die Eltern und vor allem auch die Ministranten aufklären", sagt die Vorsitzende Rosmarie Meßner. Kurze Zeit später, vor etwa zwei Wochen, sei im Dorf bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft ermittle.

Am Freitagnachmittag hatte sich die Verhaftung des Pfarrers noch nicht herumgesprochen, zumal der Geistliche seit Wochen aus unbekannten Gründen nicht in Riekofen war, doch der Schock ist abzusehen. "Wir haben uns damals gefreut, dass wir einen Pfarrer kriegen, der auch noch aus dem Nachbarlandkreis kommt", erzählt Rosmarie Meßner. Er sei zuverlässig gewesen, habe gut gepredigt und sich vor allem sehr um die Ministranten bemüht.

Heute sieht man gerade dieses Engagement mit anderen Augen. Die Hauptschuld liege beim Ordinariat, heißt es im Ort: "Das wäre zu verhindern gewesen, wenn sich das Ordinariat informiert hätte, was pädophil bedeutet." Der Generalvikar lässt mitteilen: "Wir sind schockiert. Trotz gegenteiliger, früherer Erklärungen scheint etwas vorgefallen zu sein, das jetzt zur Verhaftung geführt hat." Den "möglichen Betroffenen" gelte tiefstes Bedauern. "Ihnen werden menschliche, therapeutische und pastorale Hilfen angeboten werden."

© SZ vom 1.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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