Neues Lehrjahr:Kaum neue Azubis trotz vieler Stellen

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Lehre unter Druck: 40 743 junge Menschen in Bayern beginnen zum September eine Ausbildung in Handel und Informatik, im Kaufmännischen und in der Industrie. Gegenüber vergangenem Jahr zähle man nur 13 Ausbildungsverträge mehr, teilte der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) am Dienstag mit. Dennoch sei damit "der Corona-Einbruch vom Vorjahr" gestoppt, sagte BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz. Allerdings war dieser Einbruch besonders groß. Damals zählte der BIHK zum Ausbildungsstart 2020 ein Minus von 15 Prozent zum Vorjahr. Im Handwerk starteten nach Angaben des Bayerischen Handwerkstags 20 848 Lehrlinge - ein Prozent mehr.

Damit hat sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt zumindest etwas stabilisiert. Ende Juli registrierte die Regionaldirektion Bayern der Agentur für Arbeit noch knapp 60 600 Interessierte für eine Berufsausbildung - ein Rückgang von 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen sank um 5,8 Prozent auf rund 95 100. Zuletzt galten 8 947 Interessierte als "unversorgt"; ihnen standen 37 786 offene Stellen gegenüber. Die Nachvermittlung, bei der Betriebe und junge Menschen erst im Laufe des Herbstes zueinander finden, dürfte daher dieses Jahr wieder eine große Rolle spielen. Im IHK-Bereich zählten Einzelhandelskaufleute,Verkäufer, Kaufleute für Büromanagement, Fachinformatikerinnen sowie Industriekaufleute zu den beliebtesten Ausbildungsberufen.

Insgesamt verharren die Ausbildungszahlen aus Sicht der Kammern auf zu niedrigem Niveau. Es droht eine Verschärfung des Fachkräftemangels. "Bis 2030 gehen 2,8 Millionen Erwerbstätige in Bayern in Rente", sagte Lutz. "Im gleichen Zeitraum wird es aber nur 1,5 Millionen Schulabgänger als potenziellen Fachkräftenachwuchs geben." Dabei scheint sich der Arbeitsmarkt als Ganzes von den Folgen der Corona-Pandemie zu erholen. So zog die Arbeitskräftenachfrage deutlich an. 133 689 offene Stellen sind den Jobcentern bekannt, sogar mehr als im August 2019, vor Corona. Auch die Zahl der Arbeitslosen sank: Im August galten 253 108 Menschen in Bayern als arbeitslos - 17,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Quote betrug 3,3 Prozent. Der Deutsche Gewerkschaftsbund Bayern mahnte trotzdem Handlungsbedarf an: Frauen seien in der Krise häufiger arbeitslos geworden und "mussten auch häufiger ihre Arbeitszeiten reduzieren, um sich um ihre Kinder" zu kümmern, sagte die kommissarische Vorsitzende Verena Di Pasquale. Nötig seien unter anderem flexiblere Arbeitszeitmodelle.

© SZ vom 01.09.2021 / maxi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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