Neues Ausbildungszentrum:Von der Pike in die Bütt

Lesezeit: 1 min

Die Fastnachter eröffnen eine närrische Fachakademie

In ein paar Wochen, wenn in der breiten Öffentlichkeit niemand mehr von Fastnacht, Fasching oder Karneval etwas hören und sehen will, wollen sie zur Tat schreiten. Anfang April sollen in Kitzingen die Arbeiten an einer närrischen Fachakademie beginnen. Mitten in dem mainfränkischen Weinstädtchen wird gleich neben dem Deutschen Fastnachtsmuseum für 4,2 Millionen Euro das Ausbildungs- und Schulungszentrum für Fastnachter nicht nur aus Deutschland, sondern aus ganz Europa entstehen. Denn auch die Narretei will gelernt sein, am besten von der Pike auf.

"Eine gute Büttenrede kann man lernen", sagt Bernhard Schlereth, Präsident des Fastnacht-Verband Franken (FVF). "Texten, Rhetorik, richtige Betonung, Pointen exakt setzen, Emotionen an der richtigen Stelle zeigen, all das bringen wir mit Hilfe von Experten den Leuten bei." Mit Hilfe von Theaterleuten etwa oder von Stars aus der Veitshöchheimer TV-Fastnacht als Dozenten.

Denn der FVF bietet ein breites Schulungsprogramm für Aktive an. Dabei wird nicht nur karnevalistische Vortragskunst gelehrt. Es werden auch Gardetrainer ausgebildet oder Interessierte bekommen das Schnitzen von Fastnachtsmasken gezeigt. Auf dem Kursplan stehen auch Lerninhalte wie richtiges Schminken oder die ganz profane Aufklärung für Kassiere in Fastnachtsvereinen über Veränderungen im Steuerrecht. Etwa 50 Schulungen bietet der FVF Schlereth zufolge über die drei fränkischen Regierungsbezirke verteilt im Jahr an, mit bis zu 2000 Teilnehmern.

Mit mehr als 70 000 in 330 Vereinen organisierten Fastnachtern ist der FVF der fünftgrößte der 35 Regionalverbände im Bund Deutscher Karneval. Die Zahlen steigen, was Bernhard Schlereth auch auf den Erfolg der Fastnacht in Franken zurückführt. Um dort aufzutreten, muss sich der gemeine Narr übrigens hocharbeiten und qualifizieren. Wer etwa als Büttenredner über seinen Ort hinaus auffällt, landet erst einmal in Sendungen wie "Närrische Weinprobe" oder "Franken Helau". Nur wer dort Publikum, Fastnachter und Fernsehleute überzeugt, darf auf einen Auftritt in Veitshöchheim hoffen.

© SZ vom 17.02.2017 / urit - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: