Nachruf:Karl Friedrich Sinner gestorben

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Es ist wenige Tage her, da ist Karl Friedrich Sinner in München im Landtag bei der Experten-Anhörung zu Bayerns drittem Nationalpark aufgetreten, der demnächst eingerichtet werden soll. Auch hier standen sich Gegner und Befürworter unversöhnlich gegenüber. Da meldete sich Sinner. "Ein Nationalpark ist ein Jobmotor", sagte der frühere Chef des Nationalparks Bayerischer Wald leise und bestimmt. "Als der Nationalpark Bayerischer Wald gegründet wurde, steckte die Region tief in der Krise. Jetzt ist sie eine Erfolgsregion."

Es war ein typischer Sinner-Auftritt. Auch im ärgsten Gestreite blieb der 70-Jährige ruhig, selbst enge Weggefährten erinnern sich nicht, dass er einmal laut geworden wäre. In der Sache freilich war Sinner entschieden wie wenige andere. Nationalparks sind unverzichtbar für den Naturschutz, wenn es der Staatsregierung ernst ist damit, ist der dritte Nationalpark überfällig, Steigerwald und Spessart sind die Favoriten. So lautete Sinners Credo.

Sinner stammte aus einer renommierten Förster-Familie im Spessart, sein Bruder Eberhard war früher Staatskanzleichef. Dass Karl Friedrich Sinner einmal einer der namhaftesten Naturschützer Bayerns werden würde, war nicht selbstverständlich. Nach dem Studium der Forstwissenschaft machte er in der Forstverwaltung Karriere. Mit seiner naturnahen Waldbewirtschaftung stach er freilich alsbald aus der Schar der Forstamtschefs hervor, sodass er 1998 Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald wurde.

Die Zeit im Bayerwald war damals denkbar schwierig. Der Nationalpark war 1997 erweitert worden. In der Region kochte es, die Angriffe richteten sich zu allererst gegen den Nationalparkchef. Wo sich andere zurückgezogen hätten, stellte sich Sinner. Immer und immer diskutierte er mit der Bevölkerung, bis der Protest geringer wurde, die Zustimmung dafür umso größer. Als Pensionär wurde er Vizechef des Nationalpark-Dachverbands Europarc Deutschland. Am Samstag ist Karl Friedrich Sinner in seinem Heimatdorf Langensendelbach bei Erlangen völlig unerwartet gestorben, bei einem Spaziergang mit seinem Hund.

© SZ vom 21.03.2017 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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