Nach dem Amoklauf:Innenminister will Killerspiele verbieten

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Der bayerische Innenminister Herrmann fordert schärfere Waffenkontrollen. Die Opposition hingegen setzt sich für Ausbau der Schulsozialarbeit ein.

K. Auer

Nach dem Amoklauf eines Schülers in Winnenden macht sich die Staatsregierung erneut für das Verbot von Killerspielen und schärfere Kontrollen des Waffenrechts stark. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach sich abermals dafür aus, brutale Computerspiele zu verbieten. "Solche Spiele haben meines Erachtens bei uns nichts verloren", sagte er. Diese Spiele setzten bei jungen Menschen die Hemmschwelle herunter. Er forderte außerdem, das Waffengesetz in Familien konsequent umzusetzen. Der Attentäter von Winnenden wäre nicht an die Waffe gelangt, wenn sie sein Vater ordnungsgemäß aufbewahrt hätte, sagte Herrmann.

Der 17-jährige Amokläufer von Winnenden hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen. (Foto: Foto: AP)

Justizministerin Beate Merk (CSU) forderte stärkere Kontrollen des Waffenrechts. "In aller Regel ist es nicht die Schärfe der Strafe, sondern die Dichte der Kontrollen, die jemanden etwas nicht tun lässt", sagte sie. Die Waffenbesitzer dürften nicht kriminalisiert werden, betonte Merk, aber die Auflagen für den Besitz einer Waffe müssten stärker überwacht werden.

Die bayerische Polizei wird seit 2002, seit dem Amoklauf in Erfurt, als ein 19-jähriger ehemaliger Gymnasiast 16 Menschen ermordete und sich anschließend selbst erschoss, für solche Fälle ausgebildet. Seitdem gehörten gestellte Übungen mit jugendlichen Amokläufern zur normalen Polizeiausbildung, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Es sei sehr wichtig, dass jeder Polizist mit solchen Situationen umgehen könne, immerhin lege es ein Attentäter meist darauf an, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Menschen umzubringen. Die Polizisten, die als erste eintreffen, müssten also gleich eingreifen können.

Auch das Kultusministerium reagierte auf den Amoklauf in Erfurt. 2002 erhielten die Schulen eine Handreichung, um ein Sicherheitskonzept aufzubauen. Darin wird beispielsweise zur Verstärkung der Aufsicht geraten und mehr Sensibilisierung für Auffälligkeiten angemahnt. Der Einbau von Metalldetektoren und Videokameras wird dagegen nur in Ausnahmefällen empfohlen. Die Konzepte sollen nun überprüft werden.

Kultusminister Ludwig Spaenle betonte auch jetzt, dass die Schule zwar ein geschützter Raum sein müsse, jedoch nicht zum Hochsicherheitstrakt werden dürfe. Man sei um die Sicherheit der Schüler bemüht, sagte Spaenle. "Aber wir sind letztlich nicht in der Lage, solche Verbrechen von unberechenbaren Einzeltätern ganz auszuschließen." Das Ministerium baute 2002 das Kriseninterventions- und Bewältigungsteam bayerischer Schulpsychologen (KIBBS) auf, das bei Amokläufen und Katastrophen schnell helfen soll.

Die Opposition im Landtag mahnte erneut an, die Sozialarbeit an Schulen zu verstärken, um solchen Attentaten vorzubeugen. Die Schulsozialarbeit müsse an allen Schulen ausgebaut werden, sagte der SPD-Bildungsexperte Ulrich Pfaffmann. CSU-Fraktionschef Georg Schmid warnte dagegen, "jetzt nur eine Stellenplandiskussion zu führen". Stattdessen müsse die ganze Gesellschaft mehr Sensibilität für die Probleme der Kinder aufbringen.

© SZ vom 13.3.2009/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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