Münchner Flughafen:Das Krisengebiet der CSU

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Die Pläne zur Erweiterung des Münchner Flughafens machen der Partei im Landkreis Freising schwer zu schaffen.

Kassian Stroh

In Freising für die CSU Wahlkampf zu machen, ist derzeit nicht immer ein Vergnügen. An den Infoständen, berichten Kandidaten, müsse man sich "ganz schöne Breitseiten" gefallen lassen. Das Übliche halt: Steuern zu hoch, Studiengebühren schlecht, Rauchverbot unsinnig.

Demonstration gegen dritte Startbahn am Münchner Flughafen 2006: Der Unmut gegen die CSU im Landkreis wächst bis heute. (Foto: Foto: dpa)

Ein Thema aber bewegt die Wähler ganz besonders, eigentlich gibt es in Freising kein anderes mehr: die geplante Erweiterung des benachbarten Flughafens um eine dritte Startbahn. Sie wird maßgeblich von der CSU-Staatsregierung vorangetrieben, und darunter leiden die Freisinger Parteifreunde. Sie konnten am Montagabend allenfalls ein bisschen gequält lächeln, als ihnen Kultusminister Siegfried Schneider Mut zusprach und die lobte, "die rausgehen, für unsere Politik werben und auch manche Kritik einstecken".

Sie hatten Schneider ja nicht nur als Minister zu ihrem Neujahrsempfang geladen, sondern auch, weil er der Bezirkschef der Oberbayern-CSU ist. Die hat es derzeit in keinem Landkreis schwerer als in Freising. Er könnte für die Schwarzen sogar zum echten Krisengebiet werden. Es gibt durchaus prominente Stimmen in der Partei, die davor warnen, dass man am Ende des Jahres weder den Landrat noch den Direktabgeordneten für den Landtag stellen könnte - und dass ein schlechtes Ergebnis im Flughafen-Umland auch das oberbayerische CSU-Gesamtergebnis empfindlich drücken dürfte.

"Wir werden in Mithaftung genommen", klagt Florian Herrmann, der CSU-Kreisvorsitzende in Freising, der in den Landtag will und schon bei der Kommunalwahl einen "Denkzettel" der Wähler fürchtet. Fair sei das nicht, schließlich stehe die örtliche CSU geschlossen gegen die dritte Startbahn. Zumindest nach außen hin tut sie das inzwischen tatsächlich, allerdings hat sie sich lange schwer getan damit.

Weil der frühere Kreischef, der Bundestagsabgeordnete Franz Obermeier, einen argen Schlingerkurs verfolgte, wurde er im Mai buchstäblich über Nacht zum Rückzug gedrängt. Nachfolger wurde der 36-jährige Rechtsanwalt Herrmann. Das Dilemma der Freisinger CSU lag schon darin begründet, dass die Staatsregierung ihre Parteifreunde mit dem Erweiterungsbeschluss - er fiel im Juli 2005 - ziemlich überrumpelte. Noch kurz zuvor hatte der damalige Freisinger Abgeordnete und Wirtschaftsminister Otto Wiesheu gebetsmühlenartig versichert, eine dritte Startbahn sei in diesem Jahrzehnt kein Thema mehr.

Schneider weiß um die missliche Lage der Freisinger CSU - nur helfen kann er ihr nicht viel. Für Bayern sei die Flughafenerweiterung wichtig, daran ließ er am Montag keinen Zweifel und fügte an: "Als Örtlicher ist man eher betroffen als jemand, der das aus der großen Sicht sieht." Alles, was Schneider versprach, war, die negativen Folgen des Ausbaus so weit wie möglich zu begrenzen und ansonsten ein "Miteinander auf Augenhöhe" zu pflegen.

Diese Botschaft nahmen die Freisinger wohl wahr. Schließlich litten sie in der Flughafen-Debatte stets unter der Arroganz der seinerzeit federführenden Minister Kurt Faltlhauser (Finanzen) und Erwin Huber (Staatskanzlei und Wirtschaft). Deren "großspurige Sprüche haben das Klima vergiftet", sagt Herrmann - nicht zuletzt das kostete die CSU im Kreis Freising, in dem ohnehin die Freien Wähler stark sind, Sympathien. "Durch Schneider hat sich das Klima geändert", berichtet Herrmann.

© SZ vom 23.01.2008/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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