Modedesigner Damir Doma:Der bayerische Armani

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Damir Doma auf der Paris Fashion Week. (Foto: dpa)

Damir Doma zählt in Paris zu den derzeit begehrtesten Modedesignern und wird sogar als bayerischer Armani tituliert. München hält er modetechnisch für eine seichte Stadt, dabei liegt das Fundament seiner Karriere im Chiemgau.

Von Verena Hölzl

Damir Doma rangiert auf der Rue du Faubourg Saint-Honoré im edlen achten Arrondissement von Paris nur in der zweiten Reihe. Auf den ersten Blick. Seine vergangenes Jahr eröffnete Boutique hat sich in die Ecke eines vornehmen Innenhofes aus dem 19. Jahrhundert geschmiegt. Man erreicht sie erst, wenn man den aufgesetzten Trubel auf der exklusiven Pariser Modemeile hinter sich lässt.

Auf den zweiten Blick stellt man fest: Getöse passt auch einfach nicht zum 32-jährigen Damir Doma. Während in der ersten Reihe Burberry-Schals von auffällig geschminkten Verkäuferinnen mit spitzen Fingern an Kundenhälse drapiert werden und ein japanisches Paar sich voller Stolz mit einer Einkaufstasche von Chanel fotografieren lässt, gibt man sich in der Boutique von Damir Doma entspannt. Ein schlaksiger Verkäufer harrt bei neuen Besuchern elegant-unaufdringlich der Dinge, die da kommen werden. "Effortless", also unangestrengt, würde Damir Doma es vermutlich nennen. So bezeichnet er auch seine Mode.

Unangestrengt wirkt der Designer mit der weichen Stimme auch selbst. Er ist kein allürenbesetzter Lagerfeld. Er ist ein geerdeter Künstler. Und das obwohl er längst im Design-Olymp angekommen ist. Nur sieben Jahre ist es her, dass Doma seine erste Kollektion präsentiert hat. Vom Modemagazin Vogue wurde der kroatischstämmige Bayer im Jahr 2012 unter den zehn spannendsten Designern der Welt gehandelt. Lenny Kravitz, Bruce Springsteen oder Robert Pattinson gefallen sich in seiner Mode.

Als Ende September bei den Pariser Modenschauen Models in seinen Kreationen über den Laufsteg defilierten, dann reichten die Fäden auch immer zurück ins tiefste Bayern. Nach Traunstein. Dort fing alles an. Im Modeatelier seiner Mutter.

Seine Eltern kamen in den Siebzigern aus Kroatien nach Deutschland. Gemeinsam mit seiner Schwester, die Schmuckdesignerin geworden ist, wurde Doma im Atelier der Mutter umgeben von Stoffen und Kleidern in die Modewelt verwickelt. Diese Geschichte ist in fast jedem Porträt über den Jungdesigner nachzulesen, in der immer gleichen Form. Details oder Anekdoten gibt er nicht preis. Sanfte grüne Augen, ein klarer Blick. Er weiß, was er will - und auch was er nicht will.

"München ist modetechnisch eine seichte Stadt"

"Ich bin ein Hands-on-Mensch", sagt der Designer über sich selbst. Ein erdnussgroßer Haarknoten ziert seinen oberen Hinterkopf. Als er im Jahr 2004 die Modeschule in München endlich hinter sich gebracht hatte, ist er direkt am nächsten Tag nach Antwerpen gefahren, um sich einen Job zu suchen.

Die belgische Mode hatte ihn schon lange fasziniert. Im Gegensatz zu dem, was Deutschland ihm bieten konnte. Hier absolvierte er in München und Berlin eine Ausbildung an der Modeschule Esmod. "München ist modetechnisch eine seichte Stadt", findet Doma. Seine Heimat, das ist für ihn vor allem seine Familie am Chiemsee. Ansonsten will er sich nicht auf einen Einfluss festlegen lassen. Seinen Platz heute hat er in Paris gefunden. "Hier können die Leute etwas damit anfangen, wenn du sagst, du bist Designer", erzählt Doma.

Zwei Jahre nachdem er Deutschland verlassen hatte, gründete er 2006 sein Modelabel und konzentrierte sich zunächst auf Herrenmode. Damals waren knallenge Kleidungsstücke in Mode. Doma hat davon unbeeindruckt genau das Gegenteil produziert: voluminöse Teile. Es folgte eine Damen-Kollektion und mit "Silent" eine sportliche Modelinie zu erschwinglicheren Preisen. Heute gibt es die Mode von Damir Doma in weltweit 286 Läden, 13 davon in Deutschland.

Neben der Zusammenarbeit mit geschickten Investoren spielte vor allem das Atelier der Mutter in Traunstein beim Aufbau der Marke "Damir Doma" eine zentrale Rolle. Denn von Anfang an stand dem Jungdesigner dort eine funktionierende Infrastruktur zur Verfügung. Das Label wuchs und irgendwann wurde es für die elterliche Firma zu viel. "Meine Mutter hat aber noch heute die Identität der Brand in den Fingern", sagt Doma, der sich bei seinen Designs inzwischen von drei Assistenten unter die Arme greifen lässt.

Langfristig ist es sein Ziel, sich selbst überflüssig zu machen, "das Haus so hinzustellen, dass es auch ohne mich funktioniert", sagt er. Derzeit macht die Marke etwa zehn Millionen Euro Umsatz. Dafür braucht man nicht nur Talent, sondern auch Geschäftssinn. Doma hat ihn. Etwas Abgedrehtes herstellen, was am Ende keiner tragen will, das interessiert ihn nicht. "Es hängen inzwischen ungefähr 40 Mitarbeiter von mir ab", erklärt er.

Dann wendet er sich erneut dem zu, was sein Marketing-Werkzeug ist: die Pariser Modenschauen. Eine Schuhdesignerin wartet im zweiten Stock seines gewaltigen loftartigen Showrooms im Pariser Modeviertel Marais auf ihn. So uneingeschränkt er sich Zeit genommen hat, so schnell verschwindet er wieder zwischen Brillen, Schuhen und Kleidern. Ein Hands-on-Mensch eben.

© SZ vom 08.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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