Mitten in Schweinfurt:Ausbauküche im Angebot

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Bei der Kasernenkonversion gibt es auch für weniger Begüterte etwas zu holen

Von Claudia Henzler

Die Konversion ehemaliger Militäranlagen ist meist eine zähe Angelegenheit. Schweinfurt aber durchläuft seinen Konversionsprozess im Schnelldurchlauf. Die unterfränkische Stadt schlug rasch zu, als die US-Streitkräfte dort im September 2014 ihre Garnisonsfahne eingeholt hatten. Sie sicherte sich fast alle ehemaligen Kasernenflächen und Wohnsiedlungen, 75 Hektar insgesamt. Inzwischen sind etwa die Hälfte wieder verkauft und einem neuen Nutzen zugeführt. Schon 2019 soll die ganze Sache abgeschlossen sein.

Umso bemerkenswerter, dass die Schweinfurter sich dabei noch um Details kümmern. Im Westen soll demnächst ein neuer Stadtteil entstehen, eine Mischung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie sozialem Wohnungsbau. Dazu müssen 28 der alten US-Wohnblocks weichen, mit zusammen 630 Wohnungen. In vielen von ihnen waren aber erst vor acht bis zehn Jahren fast baugleiche Marken-Einbauküchen installiert worden. Und die sind noch da, nur die Elektrogeräte haben die Amerikaner mitgenommen.

Viel zu schade für die Abrissbirne, dachten sich der städtische Konversionsbeauftragte Hans Schnabel und BRK-Geschäftsführer Thomas Lindörfer. Also schmiedete der BRK-Kreisverband zusammen mit dem Jobcenter etwas, das bürokratisch "Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung" heißt. Gemeint sind 1,50-Euro-Jobs, die Arbeitslose auf den (Wieder)-Einstieg in den Arbeitsmarkt vorbereiten. Seit dem 7. Januar ist nun ein Team aus zehn handwerklich begabten Langzeitarbeitslosen und Flüchtlingen damit beschäftigt, die Schränke und Spülen auszubauen. Das Projekt ist doppelt sozial, denn die Küchen sollen vor allem Menschen zugutekommen, die sich auch einen einfachen 1000-Euro-Küchenblock aus dem Baumarkt nicht leisten können. Sie müssen nur 100 bis 125 Euro ausgeben, sich dafür aber selbst um die Abholung kümmern. Die Idee kommt an, vergangene Woche wechselten schon mehr als 50 Küchen die Besitzer. Unter den Kunden waren laut BRK Flüchtlingsfamilien, Alleinerziehende und Rentner mit kleinem Geldbeutel. Auch hier muss alles schnell gehen: Schon im März sollen die ersten Wohnblocks abgerissen werden.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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