Mitten in Rosenheim:Es nagt am Blauen Heinz

Lesezeit: 1 min

Der Cylindrocladium buxicola meint es nicht gut mit dem Buchsbaum. Und zusammen mit den großräumig grassierenden Raupen des Buchsbaumzünslers bedroht er die Ordnung im Grün

Von Matthias Köpf

Bisher stand der Blaue Heinz eigentlich ganz gut da. Er hat viele Freunde und Liebhaber, die sich hingebungsvoll um ihn kümmern. Von Natur aus ins Rundliche tendierend, ist er auch als Kugel sehr beliebt, und bei der Bundesgehölzsichtung im Jahr 2000 billigten ihm der Bund deutscher Baumschulen und das Bundessortenamt sogar ein "Ausgezeichnet" zu. Seit diesem Jahr macht dem Blauen Heinz aber ein Pilz zu schaffen, der Cylindrocladium buxicola. So bedrohlich er klingt, ist er auch. Er hat sich von England in den Landkreis Rosenheim eingeschleppt, wie das dortige Landratsamt nun warnend mitteilt, und er löst das Buchsbaumsterben aus.

Im Landkreis Rosenheim geht der Pilz, der das mit dem Brexit falsch verstanden haben muss, besonders dem Blauen Heinz sowie dem schwachwüchsigen Heckenbuchs ans immergrüne Laub, das braune Flecken mit dunklem Rand bekommt. Zusammen mit den großräumig grassierenden Raupen des Buchsbaumzünslers bedroht er die Ordnung im Grün. Für diese steht der Buchs schließlich wie kein zweiter. Als sortenamtlich ausgezeichnetes Formschnittgehölz gibt er Schlossparks, Gräbern und Bauerngärten die richtige Geometrie. Besonders niederträchtig ist der Pilz, weil er auch und ausgerechnet das gärtnerische Disziplinierungsinstrument Heckenschere zur Verbreitung nutzt.

Offen ist, warum das Buchsbaumsterben partout wieder im Landkreis Rosenheim zuschlagen muss, wo erst vor ein paar Wochen der asiatische Moschusbockkäfer die Zwetschgen-, Kirschen- und Pflaumenbäume bedroht und davor schon die Schrotschusskrankheit Löcher im Laub der Kirschbäume zurückgelassen hat. Womöglich hat das aber einfach damit zu tun, dass die Gartenfachberater im Landratsamt besonders auf der Hut sind und einen guten Draht zur Pressestelle haben. Aber vielleicht hat sich der Pilz trotzdem den falschen Landkreis ausgesucht. Auf jeden Fall ist er zu früh gekommen. Denn der Biomüll wird in Rosenheim erst von 2017 an getrennt entsorgt. So lange wird das infektiöse Laub samt Pilz mit dem Restmüll verbrannt. Wenn es nicht versehentlich doch am Kompost oder in der Grüngutsammelstelle landet, sind die Zünsler am Blauen Heinz bald wieder unter sich.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: