Mitten in Regensburg:Hilfe, die Touris kommen!

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Seit zehn Jahren ist Regensburg Weltkulturerbe. Seltsamerweise kommen seither immer mehr Besucher in die Stadt, stehen in Gruppen herum und verstopfen die malerischen Gassen. Höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen

Von Andreas Glas

Eines sollte man dringend vorausschicken, nicht dass man noch in irgendeine Ecke gestellt wird: Niemand hat etwas gegen diese Leute, die da in Massen in die Regensburger Altstadt strömen, natürlich nicht. Aber es sind halt viel zu viele, die Grenze der Belastbarkeit der Bürgerinnen und Bürger ist erreicht. Man braucht sich diese Leute ja nur anzuschauen: Die meisten können kein Deutsch, wollen sich hier nur ein schönes Leben machen, und manche von denen haben sogar Smartphones! Umso erfreulicher, dass die Regensburger Politik die Ängste ihrer Bürger ernst nimmt und seit Kurzem über eine Maßnahme diskutiert, die dem unkontrollierten Zustrom endlich ein Ende machen könnte: eine Obergrenze.

Es reicht ja ein banger Blick auf die Zahlen. Mehr als 1000 Donaukreuzfahrtschiffe mit jeweils bis zu 200 Passagieren haben im vergangenen Jahr in Regensburg angelegt. Bei so unüberschaubaren Zahlen lässt es sich natürlich nicht vermeiden, dass sich der ein oder andere Tourist unter die Fahrgäste schmuggelt. Anlässlich der Unesco-Welterbetagung, die kürzlich in Regensburg stattfand, hat die Stadt deshalb eine neue Tourismusbekämpfungsstrategie ins Spiel gebracht. Für Kreuzfahrtreisende sollen künftig nur noch Stadtführungen genehmigt werden, die eine Obergrenze von 25 Personen pro Gruppe nicht überschreiten - mit dem Effekt, dass die Touristenpulks kleiner werden und nicht mehr sämtliche Gassen versperren.

Natürlich könnte man jetzt fragen, wie es überhaupt zu einem so massiven Zustrom kommen konnte. Aber da würde man den Regensburger Stadtpolitikern Unrecht tun. Als die sich damals bei der Unesco beworben haben, konnten sie wirklich nicht ahnen, dass ein Welterbetitel zusätzliche Touristen in die Stadt locken würde. Noch dazu solche, die nur für zwei Stunden in Regensburg anlegen und vom Tourguide so zackig durch die Altstadt gehetzt werden, dass sie keine Zeit haben, auch nur einen Cent in den Läden oder Cafés zu lassen. Gut, dass es neben den bösen Kreuzfahrttouristen auch die guten, weil spendablen Tages- und Wochenendtouristen gibt. Deshalb findet es Kulturreferent Klemens Unger dann doch wieder ziemlich toll, "dass das Welterbe einen richtigen Sog entwickelt hat". Braucht also niemand zu behaupten, es gebe keine Willkommenskultur in Regensburg.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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