Mitten in Regensburg:Dicke Luft im Schloss

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Fürstin Gloria liebt den Duft von Abgasen - zumindest dann, wenn ihn die Lkw ihrer Lieferanten ausstoßen. Deshalb hat sie ein Problem mit der neuen Umweltzone

Von Andreas Glas

Hierzulande hat der Adel schon seit fast hundert Jahren keine Sonderrechte mehr, das ist bekannt. Was weniger bekannt ist: Es gibt einen Ort in Bayern, da gelten die Adelsprivilegien noch. Dieser Ort liegt unter dem Schädeldach der selbsternannten Regensburger Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die Rede ist von ihrem Gehirn. Wie dieses Gehirn funktioniert, lässt sich gut an einem aktuellen Beispiel erklären, konkret geht es um eine Umweltzone, die vom Sommer an in Regensburg gelten soll. Dann dürfen in der Altstadt nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette fahren, also solche mit niedrigem Schadstoffausstoß. Eine gute Sache, fände wohl auch Gloria von Thurn und Taxis, würde nicht ihr Schloss innerhalb der Umweltzone liegen.

Die selbsternannte Fürstin hat sich also beim Oberbürgermeister beschwert, dann hat sie einen Brief an die Regierung geschrieben - mit der Forderung, ihr Schlossgelände von der Umweltzone auszunehmen. Ihre Begründung: Wenn sie jedesmal eine Sondergenehmigung beantragen müsse, dass die stinkenden Lieferanten-Lkw in den Schlossgarten fahren dürfen, dann sei - Achtung, Horrorszenario! - die Anlieferung für den Christkindlmarkt und die Schlossfestspiele gefährdet. Denn Sondergenehmigungen sind teuer, sagt Gloria, so teuer, dass ihr Sohn Albert den Unterhalt des Schlosses dann vielleicht nicht mehr aus eigener Tasche zahlen kann. Zumal ihr Bub zurzeit eh so arg gebeutelt wird, sagt Gloria, von der Wirtschaftskrise nämlich. Noch wird Alberts Vermögen zwar auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt, aber wenn nun auch noch die Umweltzone kommt - Gott behüte!

Ein Glück, dass die Regensburger ein Volk sind, das den Adel noch zu würdigen weiß. Es deutet sich inzwischen eine Lösung an. Der Umweltbürgermeister Jürgen Huber (Grüne) will der Adelsfamilie von Thurn und Taxis zwar kein Sonderrecht, aber zumindest ein ganz besonderes Recht einräumen: das Recht auf saubere Luft. Denn würde das fürstliche Haus von der Umweltzone ausgeschlossen, sagte Huber einem Regensburger Lokalblättchen, "dann wäre das ja eine Benachteiligung auch für Fürstin Gloria von Thurn und Taxis". Und das kann ja wirklich niemand wollen.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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