Mitten in Regensburg:Dauershoppen statt dauerlästern

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Der RTL-Witzemacher Mario Barth hat sich Regensburg vorgeknöpft, genauer: einen Brunnen, den es nie geben wird. Und eine nachträglich aufgemalte Krawatte. Das ist alles ziemlicher Schmarrn. Dann lieber umschalten

Von Andreas Glas

Man kann sich drüber streiten, ob Mario Barth ein Komiker ist oder eine Witzfigur. Sich selbst bezeichnet Mario Barth jedenfalls als "investigativen Comedian". In seiner RTL-Sendung "Mario Barth deckt auf" informiert er über die größten Steuerverschwendungen der Republik. Na gut, er deckt gar nicht selbst auf, sondern leiert nur runter, was der Bund der Steuerzahler in seinem jährlichen Schwarzbuch anklagt. Aber, scheiß drauf, der kleine Mann vorm Fernseher lacht am liebsten über Berlinerflughafenwitze und darüber, wie sich "die da oben" blamieren - also haben sie bei RTL ein Sendekonzept draus gemacht. Das freut den kleinen Mann vorm Fernseher - und dürfte manchem Regensburger Politiker ziemlich auf den Sack gehen.

Es ist nämlich so: Regensburg taucht im Schwarzbuch des Steuerzahlerbunds traditionell sehr häufig auf und damit gefühlt wöchentlich auch in Mario Barths Sendung. Am Mittwoch war es wieder soweit, diesmal machte sich Barth über den Regensburger Europabrunnen lustig, der gar kein Brunnen ist, sondern eine mit Brettern verrammelte Grube. Vor 17 Jahren hat die Stadt entschieden, den Brunnen zu bauen, und hat die Grube ausheben lassen. Eine Million Euro hat die Stadt in die Planung eines Brunnens gesteckt, den es wohl nie geben wird. Zuvor hatte sich Barth darüber amüsiert, dass das Porträtgemälde des früheren Regensburger OB Hans Schaidinger (CSU) 30 000 Euro gekostet haben soll - weil Schaidinger angeblich darauf bestand, dass der Künstler ihm nachträglich eine Krawatte um den Hals pinselt.

All das hat eine gewisse Komik, klar. Weil Barths Sendung solche Fälle aber in Dauerschleife abfrühstückt, bleibt beim Zuschauer am Ende nur diese eine pauschale Botschaft hängen: "Die da oben" machen den ganzen Tag nichts anderes als Politik auf Kosten des kleinen Mannes. Eine gefährliche Botschaft in einer Zeit, in der das Vertrauen in die Politik eh schon erschüttert ist. Die Regensburger Politiker dürften deshalb froh sein, dass diese Woche auch der RTL-Konkurrenzsender Vox aus Regensburg sendet, und zwar täglich. In der Sendung "Shopping Queen" kaufen fünf Regensburgerinnen um die Wette Klamotten ein. Auch irgendwie doof. Aber harmlos.

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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