Mitten in Passau :King of Pop im Doppelpack

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Zwei Musicals über Michael Jackson innerhalb weniger Tage in einer Stadt? Ist das nicht etwas viel? Nö, meinen die Veranstalter, das sei wie mit Burgerketten. Die Unterschiede seien immens

Kolumne von Dominik Kalus

Gemäß dem "Say'schen Theorem" schafft sich jedes Angebot seine Nachfrage selbst. Beispiel: Den Drang, Eierschalensollbruchstellenverursacher zu kaufen, verspüren Menschen erst, seit diese auf dem Markt sind. Dies hatte wohl der bis dato unbekannte Musiker Jered Threatin aus den USA im Kopf, der es vor Kurzem mit einer nicht aufgegangenen Rechnung in die Medien schaffte: Mit ansprechender Internetpräsenz, gefälschten Referenzen und gekauften Facebook-Fans hatte er in ganz Europa Veranstalter glauben lassen, ein gefragter Newcomer zu sein. So buchte er sich eine Europatournee zusammen, die er dazu unbescheiden "Breaking the World" betitelte. Das Problem dabei: Zu den Konzerten kam kein Mensch und die Clubbetreiber waren mächtig sauer. Offenbar gilt das Say'sche Gesetz nur bedingt für Kulturgüter.

Insofern stellt sich die Frage, wie es sich mit Angebot und Nachfrage auf dem Passauer Eventmarkt verhält. Dort finden Ende Februar nämlich binnen vier Tagen zwei Shows zweier Veranstalter über den 2009 gestorbenen Michael Jackson statt. Hat da ein Verantwortlicher etwas versemmelt? Oder sind die Passauer versessen auf den King of Pop? Ist Passau vielleicht unbemerkt neben einer Universitäts-, Dreiflüsse-, Dom-, Dackel- und Hochwasserstadt nun auch zur Michael-Jackson-Stadt avanciert?

Nachfrage bei einem der Pressesprecher, der in der Terminkollision kein Problem sieht: "Es gibt ja auch McDonald's und Burger King. Das sind zwei völlig verschiedene Sachen." Der Blick in die PR-Texte der Events bestätigt die Unterschiede: Beide wollen eine "Hommage" mit den Hits des Superstars liefern, das schon. Doch während "Thriller" eine "grandiose Show" verspricht, bietet "Beat it!" ein "spektakuläres Live-Show-Erlebnis". Die Künstler des einen sind "brillant", die des anderen "erstklassig". Und: Die eine Veranstaltung wurde vom King of Pop noch zu Lebzeiten persönlich abgesegnet, die andere hat eine Klage seiner Nachlassverwalter am Hals.

"Manche Leute mögen einfach Burger und genauso gibt es Leute, die Michael Jackson mögen", führt der Sprecher seine Fast-Food-Allegorie weiter. Müsste man nur noch wissen, wie viele Burger die Passauer so verspeisen.

© SZ vom 21.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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